Zu den wenigen Branchen, wo Rumänien einen Handelsüberschuss erzielt, gehört die Möbelindustrie. Zu den neuen Trends gehören Luxusmöbel aus recycelten Materialien.
Rumänische Firmen exportierten letztes Jahr Möbel im Wert von 2,2 Milliarden Euro, während Importe nur auf leicht über 600 Millionen Euro kamen. 1,7 Milliarden Euro entfielen auf 10 Länder – Deutschland kaufte im Wert von 427,5 Millionen Euro, um 7% mehr als 2015. Somit erreichten 20% aller Möbelexporte aus Rumänien die Deutschen, so eine Statistik des Branchenverbandes APMR.
Mit der Kaufkraft stieg auch der Stellenwert des Mobiliars und der Inneneinrichtungen. Möbel aus ökologischem Holz werden ebenfalls nachgefragt. Doch in der Industrie zeichnet sich eine neue Idee ab – Luxusmöbel aus recyceltem Holz.
Vor drei Jahren gewann Cristian Branea einen Zuschlag von 32.000 Euro im Rahmen eines Preisausschreibens mit der Idee, ein sozial nachhaltiges Unternehmen aufzubauen, das Recyclingmöbel produziert. Er tat sich zusammen mit zwei Freunden und eröffnete eine Werkstatt in der kleinen Gemeinde Măneşti im Landeskreis Dâmboviţa. Der Einfall wurde ein glatter Erfolg und Braneas Möbel werden in die ganze Welt exportiert:
„Ich hatte die Idee vor längerer Zeit, als ich mich um die Innenausstattung meiner eigenen Wohnung kümmerte. Dazu kommt, dass ich lange Jahre in Konzernen und für Vereine gearbeitet hatte und mir wirklich wünschte, etwas auf eigene Faust zu unternehmen. Ich wollte ein kreatives Geschäft, von daher die Idee eines Möbelateliers, das mit recyceltem Holz arbeitet, weil das schon ein Trend war. Es gibt schon viele Leute, die nach dem Abriss älterer Häuser das Holz, aber auch die Ziegel sammeln. Wir arbeiten mit massiven Eichenträgern, die sehr dick sind. Wir schneiden sie und verarbeiten sie wie jedes andere Massivholz.“
Der junge Unternehmer und seine Partner wollten eine eigene Marke konstruieren – zeitgenössisches, minimalistisches Design, einfache natürliche, massive Produkte, sagte er:
„Wir nehmen nur Massivholz, aber nicht alles ist aus gerettetem Holz – wir verwenden auch Nussholzteile, Messing oder Marmor. Die Philosophie ist, dass wir nur edles, wertvolles Material und in ansehnlicher Menge einsetzen. Wir haben Kollektionen gestaltet: Kaffeetische, Regale, Schränke, Accessoires, Lampen und wir versuchen fortwährend, neue Produkte zu entwerfen. Am besten verkaufen sich unsere Esstische und sie werfen auch den meisten Gewinn ab. Für Rumänien sind es keine Billigobjekte, aber es fließt eben viel Arbeit und viel Material ein. Wenn ein Produkt in die USA geht, liegt der Aufschlag oft bei 400%, also kostet ein Tisch sogar 8000 Dollar, während er in Bukarest 2-3000 Euro kosten würde.“
Das Geschäft von Cristian Branea lief langsam an – personalisierte Produkte für Restaurants, Bars oder Cafés. Werbung stand im Zeichen von Mundpropaganda. Den Durchbruch brachte die Beteiligung an Möbelmessen, sagt er:
„Wir haben uns bei der Bukarester Möbelmesse von 2014 mit einer ersten Produktserie eigener Gestaltung präsentiert. Dann haben wir im ersten Jahr fast ausschließlich auf Kundenvorgabe aus dem Inland gearbeitet – viele Architekten und Innendesigner aus Rumänien sahen uns und wollten bei uns bestellen. Dann kam 2015 die ersten internationale Teilnahme – an der Möbelmesse in Köln. Und seitdem exportieren wir 90% und haben Kunden aus den USA, Saudi-Arabien bis Malaysia. Wir wollten von Anfang an diese Märkte erschließen, weil unsere Gegenstände von hohem Wert und auch sehr groß sind und deshalb zu einem gewissen Interieur passen. Wenn ich etwas gestalte, denke ich immer an die Lofts in New York. Wir wollten also irgendwann das erreichen, aber langsam sahen wir, dass es auch hier bei uns eine Nachfrage gibt. Also haben wir jetzt einen eigenen Schauraum in Bukarest.“
Braneas Geschäft ist ein soziales Unternehmen, in dem er am Arbeitsmarkt schwer vermittelbare Menschen beschäftigt – Leute über 45, Langzeitarbeitslose, junge Berufsanfänger ohne Erfahrung. Die Firma läuft und will auch expandieren, sagte Cristian Branea:
„Wir haben jedes Jahr Gewinn gemacht. Die Geschäfte gehen gut und ich denke, dass wir im Moment auch kaum Konkurrenz haben. Wir sind zwar keine sehr bekannte Marke, aber die Nachfrage ist da. Die Leute brauchen Möbel und sie haben den Mut, teurere Objekte von einem inländischen Betrieb zu kaufen. Es ist aber auch ein ganz besonderes Mobiliar, weil wir oft mit Verfahren arbeiten, die für die Möbelindustrie völlig innovativ sind: Zum Beispiel entstehen die spektakulärsten Modelle durch das Verbrennen des Holzes, es sind also schwarze Objekte, die wir zum Teil mit Messingteile versetzen und das Ergebnis ist ganz interessant. Ende Mai gehen wir zu einer Messe in New York, das erste Mal außerhalb Europas. Aber in den USA haben wir bisher am besten verkauft.“
Die Firma von Cristian Branea ist im Moment auf Expansionskurs. Die Gestalter erweitern die Produktpalette, sie bauen die Zusammenarbeit mit Architekten und Innenausstattern aus und werben für den Schauraum in Bukarest – es ist ein wichtiges Anliegen, auch auf dem Heimmarkt mehr zu verkaufen.
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