Fitch ist nicht begeistert
Die Regierung verfolgt angespannt jede Bewertung oder jedes Signal der internationalen Ratingagenturen: Eine Herabstufung der Bonität Rumäniens würde das Land in die Ramsch-Kategorie schieben und die Aufnahme neuer Kredite deutlich erschweren und verteuern. Eine Herabstufung konnte bislang vermieden werden – dank erster Maßnahmen zur Steuer- und Haushaltsreform, die die Exekutive eingeleitet hat.
Ştefan Stoica, 13.10.2025, 21:37
Allerdings gibt es keinen Grund zur Euphorie. Die Finanzratingagentur Fitch Ratings hat ihre Prognosen zur Entwicklung des rumänischen Haushaltsdefizits nach oben korrigiert. Nach der am Freitag veröffentlichten Analyse soll das Defizit in diesem Jahr zwar von dem Rekordwert von 9,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im vergangenen Jahr auf 8,5 Prozent sinken. Aufgrund des hohen Ausgangsniveaus werde jedoch erwartet, dass es bis 2026 nur auf 7 Prozent und bis 2027 lediglich auf 6,5 Prozent des BIP zurückgeht.
Fitch stellt fest, dass die nach der Haushaltskorrektur erfolgte Anhebung der Defizitprognose die Herausforderungen deutlich macht, vor denen Rumänien bei der Eindämmung der Verschlechterung seiner öffentlichen Finanzen steht – und bei der Umsetzung wirksamer Konsolidierungsmaßnahmen, die groß genug sind, um hohe Defizite zu senken und die Verschuldung mittelfristig zu stabilisieren. Die Experten merken an: „Zusätzliche Steuermaßnahmen könnten bei der Umsetzung ebenfalls auf Schwierigkeiten stoßen – vor dem Hintergrund einer Konsolidierungsmüdigkeit, eines nur schwachen Wirtschaftswachstums und anhaltender politischer Unsicherheiten.“
Nach der Haushaltskorrektur vom 1. Oktober wird das diesjährige Defizit bei 8,4 Prozent des BIP liegen – deutlich über der ursprünglichen Februar-Prognose von 7 Prozent. Hauptgrund dafür sind gestiegene Ausgaben, die nach Einschätzung der Agentur um 1,6 Prozent des BIP höher ausfallen. Besonders ins Gewicht fallen höhere Zinszahlungen sowie steigende Kosten für Sozialleistungen und das Gesundheitswesen. Fitch geht davon aus, dass diese Anpassung den gesamten Rückgang des Haushaltsdefizits Rumäniens auf lediglich 0,3 Prozentpunkte begrenzt – und das trotz der von der Vorgängerregierung zu Jahresbeginn angekündigten Ausgabenstopps sowie des im Juli von der neuen Koalition eingeführten Steuerpakets, dessen Wirkung ursprünglich mit 1,1 Prozent des BIP angesetzt war.
„Das verdeutlicht die Schwierigkeiten, die mit dem Druck auf die Sozialausgaben, den höheren Kreditkosten und dem langsamen Wirtschaftswachstum verbunden sind – alles Faktoren, die eine Defizitreduktion erschweren und die mit einer Stabilisierung der öffentlichen Schulden mittelfristig vereinbar wäre“, heißt es weiter in der Fitch-Analyse.
Die Ratingagentur betont, dass eine Verringerung der Defizite und die Stabilisierung der Schulden entscheidende Voraussetzungen für eine Aufhebung des derzeit negativen Ausblicks sind, der mit der Bonitätsnote „BBB minus“ für Rumänien verbunden ist. *„Angesichts der Höhe des Defizits und des mehrjährigen Konsolidierungsprozesses wird eine zentrale Herausforderung darin bestehen, die Glaubwürdigkeit der Finanzpolitik zu stärken – insbesondere nach wiederholten Anpassungen der Haushaltsziele im Jahr 2024, in deren Folge das Defizit von ursprünglich 5 Prozent auf 8,7 Prozent im Kassenabschluss gestiegen ist. Neue Maßnahmenpakete müssten den Willen der Regierung zur Defizitreduktion klar unterstreichen“,* resümieren die Experten von Fitch.