Anansi World Fiction: Bukarester Verlag bringt Reihe von Übersetzungen aus der Weltliteratur heraus
In einer für den Buchmarkt sehr schwierigen Zeit, in der zahlreiche Verlage aufgrund eines dramatischen Umsatzrückgangs den Buchdruck verringert oder sogar eingestellt haben, arbeitet der Verlag Pandora M an Übersetzungen aus der Weltliteratur.
Corina Sabău, 16.01.2021, 17:30
Die Sammlung mit dem Titel ANANSI. World Fiction“ wird von Bogdan-Alexandru Stănescu koordiniert, einem Schriftsteller und einem der am meisten geschätzten rumänischen Herausgeber mit einer 15-jährigen Erfahrung im Bereich der literarischen Übersetzung. Die neue Sammlung, die den Namen von Anansi, dem afrikanischen Gott der Geschichten, trägt, besteht aus fünf Reihen mit unterschiedlichen Schwerpunkten: zeitgenössische Literatur, Klassiker des 20. Jahrhunderts, literarische Essays, Memoiren und Dichtkunst. Zu den Schriftstellern, die Teil dieser Sammlung sind, gehören der Syrer Samar Yazbek, ein glühender Kritiker des Assad-Regimes; die Schwedin Linda Boström Knausgård; der amerikanische Schriftsteller, Dichter und Literaturkritiker Ben Lerner, Finalist des Pulitzer-Preises, des National Book Award und des National Book Critics Circle Award; und Ahmet Altan, einer der meistgelesenen türkischen Schriftsteller und ein herausragender Journalist. Alle sind zum ersten Mal im Pandora M-Verlagshaus ins Rumänische übersetzt worden.
Bogdan Alexandru Stănescu erzählt uns mehr über die ANANSI-Sammlung:
Viele Redakteure träumen davon, eine solche Sammlung zu koordinieren, aber sie finden oft nicht die nötige Unterstützung. Die Tatsache, dass die ersten sechs Titel der Sammlung ausverkauft sind, ist auch für mich eine Überraschung. Die Neuheit und Qualität der Titel hat sicherlich eine Rolle gespielt, ebenso wie die Grafik, also die von Andrei Gamarţ signierten Cover. Ich würde dies als eine eher subjektive Sammlung bezeichnen. Ich habe Autoren aufgenommen, die ich sehr mag und die ich gerne ins Rumänische übersetzt sehen würde. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass José Luís Peixoto, einer der größten zeitgenössischen portugiesischen Schriftsteller, der von Kritikern als der neue Saramago bezeichnet wird, nicht vollständig ins Rumänische übersetzt worden ist. Ich erinnere mich, dass es irgendwann eine Facebook-Gruppe gab, die versuchte, Verlage zu überzeugen, seine Bücher weiter zu übersetzen. Und trotzdem ist das nicht passiert. Es ist also kein Zufall, dass José Luís Peixoto mit seinem von Simina Popa übersetzten Buch »Autobiographie« in die erste Welle der Anansi-Sammlung aufgenommen wurde, und für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen. Auch war es für mich schwer zu verstehen, warum Martin Amis, eine der einflussreichsten und innovativsten Stimmen der britischen Gegenwartsliteratur, nicht übersetzt wurde. Im Fall von Paul Auster muss ich zugeben, dass dies mein Lieblingsbuch von allen seinen Büchern ist — »Mondpalast«, übersetzt von Michaela Niculescu. Ich glaube, die Aufgabe eines Verlags ist es auch, den Geschmack der Leser zu schulen. Ich halte es nicht für richtig, Meisterwerke nicht in unseren Bibliotheken zu haben, weil sie vor 20 Jahren übersetzt und veröffentlicht wurden und eine Neuauflage als nicht sinnvoll angesehen wird. Leider verstehen viele Leute in der Buchbranche den Wert eines Lektorats nicht. Sein Zweck ist es, eine Reihe von Meisterwerken auf dem Markt und in der Gunst der Leser zu halten. So ist die Neuauflage von »I, Claudius«, einem historischen Roman von Robert Graves, übersetzt von Silvian Iosifescu, gerechtfertigt.“
Das am meisten erwartete Comeback der rumänischen Poesie, so beschreibt seinerseits der Literaturkritiker Mihai Iovănel den Gedichtband von Ruxandra Novac, der ebenfalls als Teil der Anansi-Sammlung veröffentlicht wurde:
Ruxandra Novac ist in gewisser Weise der Grund für die Poesie-Reihe »Anansi Blues«. Denn als wir uns entschieden, diesen Gedichtband mit dem Titel »Alwarda« zu veröffentlichen, war die Sammlung schon fast fertig skizziert. Erst als wir uns entschieden, den Band von Ruxandra Novac zu veröffentlichen, dachten wir an eine Reihe, die sich ganz der Lyrik widmet. Ab diesem Jahr werden wir das Werk der Literaturnobelpreisträgerin 2020, Louise Glück, veröffentlichen. Als der Preis bekannt gegeben wurde, sagten viele Leute in den sozialen Netzwerken, dass sie noch nie von ihr gehört hätten, obwohl sie in den letzten 50 Jahren ein großer Name der amerikanischen Lyrik war. Ich verspreche, dass auch in Rumänien mehr Menschen von Louise Glück hören werden.“
Zur Anansi-Sammlung gehören auch Bände, die 2020 die wichtigsten Literaturpreise der Welt gewonnen haben, wie L’Anomalie“, das dem französischen Schriftsteller Hervé Le Tellier den Goncourt-Preis einbrachte, das Buch von Maggie O’Farrell, das ihr den Women’s Prize for Fiction einbrachte, der Roman The Discomfort of Evening“ der niederländischen Schriftstellerin Marieke Lucas Rijneveld, der mit dem International Booker Prize ausgezeichnet wurde, und auch Shuggie Bain“, der Debütroman des schottischen Schriftstellers Douglas Stuart, der den Booker Prize 2020 gewann.