Bukarester Komödientheater feierte 60-jähriges Jubiläum
Seit kurzem dürfen Theaterensembles in Bukarest wieder vor Publikum auftreten – allerdings unter Auflagen und einer maximal 30%-igen Auslastung. Mit welchen Aufführungen das Komödientheater aufwartete, erfahren wir vom Intendanten George Mihăiţă.
Ion Puican, 13.02.2021, 17:30
Das Komödientheater in Bukarest hat am 5. Januar sein 60. Jubiläum gefeiert. Am 5. Januar 1961 brachte das Theater in der Bukarester Altstadt eine einzigartige Aufführung von Der berühmte 702“ auf die Bühne, die das Publikum des frisch gegründeten Theaters im Herzen von Bukarest völlig begeisterte. Das Stück nach der literarischen Vorlage von Alexandru Mirodan, die sich aus dem Fall des berühmten US-amerikanischen Gangsters Caryl Chessman inspirierte, wurde vom Regisseur Moni Ghelerter inszeniert. Die Aufführung war ein Kassenschlager, der sich positiver Rezensionen erfreute. In der Kulturzeitung Contemporanul“ schrieb damals der Dichter und Journalist Tudor Arghezi: Es ist nicht nur ein Theater, das wir eröffnen, sondern auch eine Universität des Humors und der Freude.“
Im Repertoire des Komödientheaters in Bukarest standen im Laufe der Zeit Stücke berühmter Dramatiker, unter anderem Molières Der Bürger als Edelmann“, uraufgeführt 1962 mit Grigore Vasiliu Birlic in der Hauptrolle, Der Schatten“ in der Regie von David Esrig im Jahr 1963, Eugène Ionescos Die Nashörner“ 1964, Gogols Der Revisor“ in der Regie von Horaţiu Mălăele.
Zu Beginn des Jahres 2021 gab es im Komödientheater in Bukarest eine Aufführung, die Darsteller, Theatermacher und das Publikum zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Pandemie zusammenbrachte. Es war eine ganz besondere Gelegenheit, über die wir uns mit dem Theaterintendanten George Mihăiţă unterhalten haben:
Wir können sagen, dass wir dieses Jahr gemeinsam leider nur online geprobt haben; wenn Sie uns auf Facebook und Instagram folgen, können Sie sich ein klares Bild von einer Retrospektive des Theaters machen, an der alle Schauspieler beteiligt waren. Zu unseren jüngsten Projekten zählt ein Dokumentarfilm über die Gründung des Theaters, »Comedia Remix«. Ab und zu erinnerten sich die Schauspieler an ihre Zeit im Theater, an den ersten Auftritt oder an den lustigsten. Wir sprechen über die erste Aufführung des Theaters, »Der berühmte 702« mit Radu Beligan în der Hauptrolle, es gibt eine Aufnahme einer kleinen Geschichte, die die Tochter von Radu Beligan, Lamia Beligan, erzählte, sie erzählte uns darüber Bruchstücke, an die sie sich erinnern konnte. Wir hatten auch Lesevorführungen, zum Beispiel aus den Texten, die in den letzten fünf Jahren beim rumänischen Komödienwettbewerb ausgezeichnet wurden. Es gibt ein weiteres Projekt, das wir gemeinsam mit dem Nationalmuseum für rumänische Literatur organisierten. Somit bringen wir die großen rumänischen Dramatiker wieder in die Aufmerksamkeit, wir fangen mit George Ciprian an, mit einigen seiner Geschichten, den unveröffentlichten, vorgetragen von Marius Florea Vizante, und wir werden in den nächsten Monaten so weitermachen, mit anderen rumänischen Dramatikern wie Teodor Mazilu, Tudor Muşatescu, Ion Băieșu.“
All dies kann auf der Facebook-Seite des Theaters gesehen werden, in einer Art virtuellem Theater, das in der komplizierten Zeit die wir gerade erleben, als die neue Normalität gilt. Doch nun zur Zukunft des Komödientheaters Bukarest. Was sind die Pläne des Theaters für 2021, sowohl online als auch auf der Bühne? George Mihăiţă:
Im November starteten wir einen kreativen Workshop mit unseren Schauspielern, unter der Leitung von Vlad Massaci. Der Workshop basiert auf weniger bekannten Tschechow-Texten. Wir hoffen, dass wir auch ein Stück vom letzten Februar des Dramatikers Ion Luca Caragiale weiter aufführen können, die viele junge Schauspieler zusammenbringt. Tudor Chirilă bereitet jetzt eine One Man Show vor. Wir denken, dass es in der nächsten Zeit wahrscheinlich wenig Geld geben wird, deshalb schauen wir uns mit unseren Darstellern kleinere Projekte an. Und da wir keine andere Wahl haben, müssen wir weiter in Online-Aufführungen investieren, wie wir es im letzten Frühjahr getan haben. Meine Kollegen, vor allem die jüngeren, sind traurig, auf der Bühne nicht auftreten zu dürfen. Wir Schauspieler existieren durch die Bühne, deshalb ist die aktuelle Situation sehr schwierig für uns. Wir laden diejenigen, die uns zuhören, dazu ein, ins Theater zu kommen, wann immer es möglich ist. Unser Publikum fehlt uns fürchterlich. Aber zumindest ist es gut, dass wir uns auch auf diese Weise sehen. Wenigstens bleiben wir in Kontakt.“
Ende Januar wurden in Bukarest einige Einschränkungen aufgehoben, die es den Theatern erlauben, ein Drittel ihres Publikums zu empfangen. Anfang Februar spielen die Darsteller des Komödientheaters bei ihren ersten Aufführungen nach einer langen Pause vor vollem Haus. Ein Zeichen dafür, dass das Theater für Schauspieler genauso notwendig ist wie für Zuschauer.