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Das euroregionale Theaterfestival TESZT in Temeswar

Das ungarischsprachige Staatstheater Csiky Gergely“ in Temeswar hat in der letzten Maiwoche das siebente Euroregionale Theaterfestival TESZT organisiert. Die erste Auflage fand 2007 statt.

Das euroregionale Theaterfestival TESZT in Temeswar
Das euroregionale Theaterfestival TESZT in Temeswar

, 07.06.2014, 17:24

Das ungarischsprachige Staatstheater Csiky Gergely“ in Temeswar hat in der letzten Maiwoche das siebente Euroregionale Theaterfestival TESZT organisiert. Die erste Auflage fand 2007 statt. Das Festival nimmt sich vor, die Multikulturalität der Euroregion DKMT (Donau-Kreisch-Mieresch-Thei‎ß) hervorzuheben und die Verbindungen zwischen den Theatern zu verstärken. Deshalb kann man behaupten, dass es um ein einzigartiges Festival in Rumänien geht. Es beteiligen sich Schauspieler aus Rumänien, Ungarn und Serbien.



Das Festival bringt jedes Jahr ein anderes Thema. Attila Balázs, Direktor des Ungarischen Staatstheaters in Temeswar, dazu:




Wir haben versucht, Theaterstücke zum Thema ‚Vergangenheit und die Verarbeitung der Vergangenheit in der Gegenwart‘ zusammenzubringen. Eigentlich wählen wir nicht die Themen. Sie stellen sich alleine vor. Wir müssen nur bestimmen, welche die bedeutendsten Themen in der Region sind. Im vergangenen Jahr war alles frischer, aktueller. In diesem Jahr beziehen wir uns mehr auf die Vergangenheit und ich könnte fast alle Stücke, die diese Richtung einhalten und die aufgeführt wurden, aufzählen.“




Das Festival wurde mit dem Stück Incendii“ (Brände“) in der Regie von Radu Alexandru Nica eröffnet. Die Geschichte geht von dem Krieg in Libanon aus und analysiert seine Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Zwei Zwillingsbrüder versuchen die Vergangenheit ihrer Mutter zu entziffern. Der Autor des Stückes ist Wajdi Mouawad, ein Kanadier mit libanesischen Wurzeln. Sein Text wurde für den Film mit dem gleichen Titel umgeschrieben. Der Film wurde 2012 für den Oscar nominiert. Der Regisseur Radu Nica dazu:




Der Text ist gefühlsvoll. In der letzten Zeit bringt man wenig Gefühl auf, wir sind kalt, wir zeigen immer, dass wir denken, wir haben Angst, zu fühlen. Ich kämpfte auch gegen mich. Mir gefallen die Texte, die keine Emotion hervorrufen. Ich bin kein Liebhaber der exzessiven Emotion im Theater. Wir brauchen aber auch eine Ausnahme. Es waren mehrere Herausforderungen. Die eigentliche Geschichte war eine Herausforderung, sie ist kompliziert, ein komisches Verflechten zwischen einem Krimi und einer antiken Tragödie. Es war schwer, die Eigenschaften eines Krimis und einer Tragödie gleichzeitig zu behalten. Aus einer kalten, schwer zugänglichen antiken Tragödie sollte eine zeitgenössische Geschichte entstehen. Mehr als die Hälfte des Stückes spielt sich im Nahen Osten ab, der uns als Mentalität gar nicht nahe ist.“




Ein anderes Theaterstück, das bei dem siebenten Theaterfestival TESZT gespielt wurde, war Es war einmal in Temeswar“, Autor und Regisseur Peter Kerek. Das Stück wurde von den Schauspielern des Nationaltheaters Temeswar aufgeführt. Es war einmal in Temeswar“ ist die Geschichte einer Familie, die ihre kommunistische Vergangenheit kaschieren will. Die Schauspielerin Andrea Tokai sagte uns folgendes:




Aus diesem Stück habe ich verstanden, dass wir Menschen sind. Die Geschichte ist sehr einfach. Es geht um eine Familie mit vielen Kindern. Die Mutter verliert in einem Unfall ihr Leben und die Kinder kommen zurück nach Hause. Was geschieht nun, was entdecken sie? Was ist vor 20 Jahren passiert? Ich spiele eine ältere Gestalt, bin Mitglied der Familie, gehöre aber nicht dazu, weil ich von au‎ßen komme. Es ist ein Dienstmädchen, ist es aber auch nicht, sie ist eine Art Mutter, aber doch keine Mutter. Ich habe folgendes verstanden: Wir sind nicht gut, aber auch nicht schlecht, wir sind Menschen und versuchen weiter zu gehen. Es geht nicht ums Überleben. Streit, Hass werden gelöst, weil es im Leben so ist.“




Ein weiteres Stück, das gespielt wurde, ist Rot“, eine Koproduktion des Volkstheaters in Subotica, Serbien, und des Jozsef-Katona-Theaters in Budapest, in der Regie von Gábor Máté. Das Theaterstück hat als Ausgangspunkt den zweiten Weltkrieg in Jugoslawien, an der Grenze zu Ungarn. Die ungarische Armee dringt Anfang 1942 in Jugoslawien ein und macht zahlreiche Opfer. 1944 beginnen die Anhänger der kommunistischen Jugoslawen ihre Rachekampagne gegen die Einwohner ungarischer Ethnie. Es gab keine Prozesse, sondern nur Folterung und Massenmord. Der Text wurde von B.R. Brestyanszki, literarischer Sekretär des Volkstheaters in Subotica geschrieben:




Diese Geschichteepoche war tabu. Laut Historikern sind zehntausende Menschen Opfer dieser Ereignisse geworden. Man durfte nicht darüber reden. Die Menschen hatten auch Angst, zu sprechen. Um weiter gehen zu können, ist es bedeutend, unsere Vergangenheit wahrzunehmen.“




Eine weitere Aufführung war Ţinuturile joase“ (Niederungen“) nach Texten von Herta Müller, die von dem Regisseur Niky Wolcz adaptiert wurden. Das Stück wurde vom Deutschen Staatstheater in Temeswar gespielt. Ida Jarcsek-Gaza spielt die Rolle der Gro‎ßmutter:



Der Regisseur hat mir erklärt, er interessiere sich nicht für die harte und rauhe Seite der Texte von Herta Müller. Er interessiere sich für die lyrischen Sachen, für die schönen Sachen, für das, was fein ist. Ich bin Niky Wolcz sehr dankbar, dass er die Geduld hatte, unter einer harten und rauhen Schale den weichen Kern zu entdecken. Das war für mich als Schauspielerin sehr wichtig. Das ist die Schönheit dieses Stückes. Es stellt so Vieles dar, dass es keinen Schauspieler gibt, der sich im Stück nicht wiederfinden kann.“



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