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Rumänischer Kurzfilm gewinnt Großen Preis bei Festival in Clermont-Ferrand

Der Kurzfilm Cadoul de Crăciun“ (Das Weihnachtsgeschenk“) unter der Regie von Bogdan Mureşanu wurde kürzlich mit dem Großen Preis des Internationalen Kurzfilm-Festivals in Clermont-Ferrand ausgezeichnet.

Rumänischer Kurzfilm gewinnt Großen Preis bei Festival in Clermont-Ferrand
Rumänischer Kurzfilm gewinnt Großen Preis bei Festival in Clermont-Ferrand

, 27.07.2019, 17:30

Seit der ersten Vorstellung wurde der Film von Bogdan Mureşanu mit zahlreichen internationalen Preisen bedacht, darunter mit dem Preis der rumänischen Filmtage beim Internationalen Filmfestival Transylvania, dem Gro‎ßen Preis in der Sektion Kurzfilme des Filmfestivals in Cottbus und mit einer speziellen Erwähnung beim Festival in Montpellier.



Die Handlung des Films findet am Abend des 20. Dezember 1989 statt, wenige Tage nach dem blutigen Vorgehen des Ceauşescu-Regimes gegen die antikommunistischen Demonstranten im westrumänischen Temeswar. Die Geschichte beginnt mit dem Brief eines Jungen an den Weihnachtsmann, in dem das Kind offenbart, was sich seine Eltern von ihm wünschen. Der Vater ist verzweifelt, weil der Kleine in dem per Post verschickten Brief den Wunsch seines Vaters offenbart, Ceauşescu tot zu sehen.



Wir haben uns mit Bogdan Mureşanu über den Film unterhalten und über die Hoffnung auf die Wiedergeburt der Zivilgesellschaft, über die Pflicht derjenigen, die dabei waren, über historische Momente zu sprechen. Bogdan Mureşanu hat in einem anderen, mehrfach preisgekrönten Film, Cut, Shaved and Mired“, eine Geschichte erzählt, die in den 1990er Jahren, kurz nach der Revolution, in Rumänien spielt, als ein Friseur seinen ehemaligen Folterer in einem Kunden erkennt. Bogdan Mureşanu:



Wir haben sehr trübe Zeiten erlebt. Um von mir zu sprechen, ich habe zwei Revolutionen erlebt, die Revolution von 1989 und die digitale Revolution. Es war damals schon seltsam, festzustellen, dass alles langsam online geht. Diese und andere Ereignisse haben meine Biografie geprägt. Zum Beispiel in dieser Übergangszeit, den frühen 1990er Jahren, als es fast keine Regeln mehr gab und alles von denjenigen, die das Land während des kommunistischen Regimes geführt hatten, also den »Ehemaligen«, beherrscht war. Für mich waren es krasse Zeiten, es wurde schwierig, wenn man versuchte, etwas zu verstehen. Mir schien, als ob jede Ordnung weggefegt worden sei. Ordnung kehrte viel später unter dem Druck westlicher Institutionen wieder ein. Denn damals waren unsere Institutionen jeglicher Inhalte beraubt worden, und das ist auch heute noch so. Diese Auszeichnung zum Beispiel, die ich kürzlich in Clermont-Ferrand gewonnen habe — die ist sehr wichtig, weil es von einer seriösen Institution aus dem Ausland verliehen wurde. Bei dem TIFF (Transylvania International Film Festival), einem sehr wichtigen Festival in Rumänien, gewann der Film den Preis der rumänischen Filmtage für Kurzfilme. Eine Anerkennung aus dem Ausland ist jedoch viel wichtiger, weil wir den Werten hier nicht mehr vertrauen. Sie wurden während der kommunistischen Ära zerstört. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis die Werte wiederhergestellt werden und die Institutionen, die uns regieren sollen, einen Sinn erhalten.“




Bogdan Mureşanus Absicht war, Cadoul de Crăciun/Das Weihnachtsgeschenk“ als schwarze Komödie zu drehen.



Ich habe mir den Kopf zerbrochen, um den Film als eine schwarze Komödie zu gestalten. Und anscheinend habe ich das geschafft. Denn dieser Film wurde an vielen Orten der Welt gespielt, und ich habe festgestellt, dass die Zuschauer, allen kulturellen Unterschieden zum Trotz, amüsiert waren. Mich hat es überrascht, dass die Menschen die Feinheiten des Dialogs verstanden haben. Als ich am Schnitt gearbeitet habe, war ich besorgt, dass die Zuschauer aus anderen Ländern nicht alle Anspielungen verstehen werden. Ich dachte, es versteht keiner, wer »Onkel Nicu« war [Diktator Nicolae Ceauşescu — Anm. d. Red.], wie man sich vor einer spitzelnden Nachbarin fürchten kann, wie es dazu kommt, die eigene Frau zu verdächtigen u.a.m. Ich hatte Angst, dass der Film nur in Rumänien verstanden werden kann oder dass er höchsten die Osteuropäer erreicht. Ich war erstaunt, als der Film von Festivals ausgewählt wurde. Ich konnte es fast nicht glauben, dass die Jurymitglieder die Botschaft verstanden haben. Darüber habe ich mich wahnsinnig gefreut! Und ich habe mich gefreut, dass das, was mir als lokal begrenzt vorkam, eigentlich eine universelle Sprache war, leicht verständlich, wenn man sie durch die Optik der Verhältnisse zwischen Macht, Angst und Paranoia betrachtet. Auf ein Festival hat mich jemand dafăr gelobt, dass ich die gro‎ße bekannte Geschichte beiseite gelassen habe und mich nur auf das, was in einem Appartement geschah, konzentriert habe. Ich wage zu behaupten, dass die Geschichte der Revolution von au‎ßen betrachtet klarer ist, als wir sie hier sehen.“




Darsteller im Film sind Andrei Văncică, Ioana Flora und das Kind Luca Toma.

Foto: Adi Mărineci
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