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Die Herrscherzeit Constantin Brâncoveanus (1688 – 1714)

Der walachische Fürst Constantin Brâncoveanu wurde im August 1714 zusammen mit seinen vier Söhnen in Konstantinopel von den Türken hingerichtet. Über seine Regierungszeit und seine Hinrichtung erfahren Sie heute mehr in unserer Geschichtsrubrik.

Die Herrscherzeit Constantin Brâncoveanus (1688 – 1714)
Die Herrscherzeit Constantin Brâncoveanus (1688 – 1714)

, 11.08.2014, 15:57

Die Regierungszeit von Constantin Brâncoveanu (1688 — 1714) war lang und relativ stabil. Er hat viele Reformen eingeleitet und die Kultur blühte während seiner Zeit. Brâncoveanu ist aber auch wegen seines tragischen Todes bekannt geworden. Am 15. und 16. August 1714 wurden er, seine vier Söhne und sein persönlicher Berater Ianache Văcărescu nach einer 5-monatigen Gefangenschaften in der türkischen Hauptstadt enthauptet.



Bogdan Murgescu, Professor an der Geschichte-Fakultät der Bukarester Universität, berichtet über die Herrschaft von Brâncoveanu:



Constantin Brâncoveanu gilt als ein guter Verwalter. Während seiner Regierungszeit gab es Versuche, das Finanzsystem zu reformieren und eine etwas bessere Übersicht über die öffentlichen Gelder zu halten. Uns wurde das Register der Staatskasse auf einer Zeitspanne von 10 Jahren überliefert — das ist eine unglaubliche Quelle. Es zeigt uns die Sorgfalt, mit der der Fürst die Ausgaben hinterfragte. Wir wissen, dass er ein sparsamer Fürst war. Er hat es geschafft, Geld in der Staatskasse und insbesondere in seiner persönlichen Kasse anzuhäufen. Die Türken nannten ihn den ‚Gold-Prinzen‘, weil sein gro‎ßes Vermögen bekannt war. Zum Teil bewahrte er dieses Vermögen im Land, teilweise im Ausland, auch in Venedig. Er war sparsam, aber auch ein Fürst, der viel gestiftet hat. Er hat viele Kirchen und Fürstensitze errichten lassen und die Kultur gefördert.“




Jeder Mensch, der Macht besitzt, stö‎ßt irgendwann auch auf Opposition, insbesondere wenn Geld im Spiel ist. Brâncoveanu wurde die Strenge, mit der er Steuern einzog, zum Verhängnis. Historiker Bogdan Murgescu:



Steuern sind in keiner Gesellschaft populär. Natürlich gab es Druck auf die Steuerzahler. Aus dem Register der Staatskasse wissen wir auch, dass die Bojaren auch zu Krediten zugunsten der Staatskasse gezwungen wurden. Darüber hinaus zählte auch die Stabilität der Herrschaft viel. Der Fürst hat versucht, das Land von den Folgen der Kriege in der Region zu hüten. In einer ersten Etappe hat er das nicht geschafft, da fand eine österreichische Invasion statt. Nachher wurde die Walachei von externen militärischen Eingriffen und Zerstörungen geschont. Das Land konnte sich einer relativen Blütezeit erfreuen.“




Brâncoveanus Kritiker haben ihm auch sein Wohlwollen gegenüber den Türken vorgeworfen. Die Rumänen hätten von der österreichischen antiosmanischen Offensive profitieren können. Dazu Bogdan Murgescu:



Seine Opponenten haben ihm vieles vorgeworfen, es hing von der Zeitspanne ab, denn es war eine lange Herrschaft von 25 Jahren und 4 Monaten. Am Anfang hat man ihm vorgeworfen, er habe sich den Christen im Kampf gegen die Türken nicht angeschlossen. Er kam an die Macht in einem Moment, als es schien, dass [sein Vorgänger] Şerban Cantacuzino näher an die Österreicher rückte. Später ist die österreichische Armee in die Walachei vorgedrungen. Brâncoveanu leistete aber klaren Widerstand gegen die Österreicher und zog die Annäherung an das Osmanische Reich vor. Er nahm auch, zusammen mit den Türken, am Kampf gegen die Österreicher teil. Auch 1711 hat man ihm einiges vorgeworfen. Es war eine sehr gefährliche Angelegenheit. Der Metropolit und ein Teil der Bojaren haben gegen den Fürsten konspiriert. Sie rückten näher an Russland, ein Teil der Armee desertierte und schloss sich den Russen an. Der Fürst war zurückhaltend und hielt die Walachei an der Seite des Osmanischen Reiches.“




Unter diesen Umständen scheint der tragische Tod von Brâncoveanu umso überraschender zu sein. Bogdan Murgescu meint, sein Tod sei bis jetzt nicht ausreichend aufgeklärt:



Die Hinrichtung von Brâncoveanu ist für Historiker problematisch. Er wurde entmachtet und nach Konstantinopel gebracht. Hier wurde er verhört und gefoltert, um seine Vermögensverhältnisse zu enthüllen. Seine Hinrichtung ist schwer zu verstehen, auch aus türkischer Sicht. Seine Schuld gegenüber den Türken war nicht offensichtlich. Er hatte Vermögen angehäuft, hatte Beziehungen zu den Nachbarstaaten, aber keine so enge, um die osmanische Ordnung zu gefährden. Noch haben wir keine völlig überzeugende Erklärung für die Entscheidung der Türken, ihn und seine ganze Familie hinzurichten. Die Dokumente belegen diese vermeintliche Schuld nicht ausreichend. Es gibt Anschuldigungen auch von Seiten der rumänischen Bojaren. Es ist aber schwer, diese genau zu erklären. Es war selbst für osmanische Normen eine überzogene Hinrichtung.“




Der rumänische Klerus spricht über einen Märtyrertod. Die Historiker sind aber umsichtiger. Bogdan Murgescu:



Es gab die Sitte, dass ein Verurteilter begnadigt wurde, wenn er zum Islam übertrat. Das er ein Christ war, war nicht Grund genug für seine Hinrichtung. Die Türken hatten anstelle von Brâncoveanu den Christen Ştefan Cantacuzino zum Fürsten ernannt. Nachdem sie Ştefan und seinen Vater hingerichtet hatten, haben sie Nicolae Mavrocordat, ebenfalls einen Christen, ernannt. Es war nie in der Absicht der Osmanen gewesen, die Regierungsart in der Walachei zu ändern.“




Constantin Brâncoveanu wurde zusammen mit seinen vier Söhnen von der Rumänisch-Orthodoxen Kirche Anfang der 1990er Jahre heiliggesprochen.



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