Zentrum für Kinder mit besonderen Bedürfnissen in Râmnicu Vâlcea eröffnet
Gemeindevereine helfen, viele soziale Probleme bürgernahe zu lösen
Roxana Vasile, 02.02.2022, 11:19
Mehrfach überlässt der Staat diese Probleme der privaten Initiative und die privaten Akteure kommen sehr gut damit zurecht.
Alina Dina-Tanasie studierte im Hauptfach Biochemie und hat sich nun für ein zweites Studium entschieden: Psychologie. Zurzeit unterrichtet sie Kinder mit besonderen Bedürfnissen und ist Vorsitzende des Vereins für Authentizität, Vielfalt und Akzeptanz in der Stadt Ramnicu Valcea. Sie ist Mutter von zwei Kindern, von denen eines unter Störungen auf dem Autismus-Spektrum leidet. Zunächst wollte sie die besonderen Bedürfnisse ihres Jungen kennen lernen, um ihm zu helfen. Wir haben sie gefragt, wie das gelaufen ist:
„Mein Junge war meine Motivation. Er hat mich motiviert und herausgefordert, mehr und mehr Wege zu finden, ihn zu unterstützen. Ich wollte ihm unbedingt helfen. Zuerst konnte ich nicht glauben, dass mir das passiert ist. Ich verdrängte es total, bis mir klar wurde, dass es die Realität ist, und dass ich nicht mit mir selbst leben kann, wenn ich nicht etwas für mein Kind tue, abseits von der regelmäßigen Therapie. Ich musste mehr wissen und erfahren. Ich habe gelernt, wie ich mit ihm umgehen kann und arbeite auch mit den Therapeuten zusammen, die ihn behandeln. Ich bat sie, mir zu zeigen, was sie dort tun, dann begann ich, meine eigenen Materialien zu kaufen, und nach und nach kehrte ich zu meiner ersten Liebe, der Psychologie, zurück. Der Wunsch, etwas für andere zu tun, trieb mich an, als ich sah, wie viel ich für mein eigenes Kind tun konnte. Ich sagte mir, dass ich das sicher auch für andere tun könnte. Ich hatte das gesamte Lernmaterial bei mir zu Hause. Als ich vor fünf Jahren darauf wartete, dass mein Kind aus einer Therapiesitzung kam, dachte ich, dass wir eine einzige Anlaufstelle haben sollten, um den Kindern zu helfen, die an verschiedenen Orten in der Stadt therapiert wurden — das war mein Traum.“
Fünf Jahre später wurde Alinas Traum Wirklichkeit. In ihrer Stadt gibt es nun das Psychosomatische Multifunktionszentrum, das sich speziell an Kinder mit besonderen Bedürfnissen richtet. Dort werden sie Dienstleistungen wie psychologische, emotionale und physische Behandlungen in Anspruch nehmen können, von denen sich die junge Frau erhofft, dass sie das Gleichgewicht und die Ruhe in den Familien wiederherstellen:
„Dieses Zentrum will Eltern und ihren behinderten Kindern in unserem Landkreis Unterstützung bieten, was in erster Linie eine korrekte Bewertung der Kinder, Beratung für Eltern und Workshops mit Familien mit normalen und behinderten Kindern voraussetzt. Wir bieten Bewegungstherapie, Sprachtherapie und 3C-Therapie an – diese Art der Therapie schaut auf Konzentration, die Wahrnehmung und die Koordination. Ein Kind, das an diesem Programm teilnimmt, wird körperlich und geistig selbstständig, es wird sich besser koordinieren und konzentrieren und kann sich besser an seine Umgebung anpassen. Dadurch wird die Genesung wesentlich besser.“
Alina Dina-Tanasie sagt, dass in der gesamten Region Oltenia im Schuljahr 2019-2020 fast 7.700 Kinder mit besonderen Bedürfnissen und fast 1.500 Kinder mit Behinderungen eingeschult wurden. Die Zahl sei im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 4 % geringer, weil es Komplikationen bei der Integration in das Bildungssystem gebe, sagte sie. Die Pandemiejahre haben die Situation noch verschlimmert. Sie möchte, dass das Behandlungszentrum in die Lage versetzt wird, die besonderen Kinder in den Schulen und Gemeinden insgesamt besser unterzubringen.
„Wir nehmen Kinder mit jeder Art von Behinderung, ob körperlich oder psychisch, mit offenen Armen auf, z. B. Kinder mit spastische Tetraparese, solche, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, oder Kinder mit Autismus, Down-Syndrom oder verzögerter geistiger Entwicklung. Wir haben auch logopädische Dienstleistungen, die wir auch normalen Kindern mit Sprachschwierigkeiten anbieten, die zusammen mit den Kindern mit besonderen Bedürfnissen willkommen sind.“
Wir haben Alina gefragt, was Eltern von dem Zentrum erwarten können:
„Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten und zu sagen, dass man nicht zurechtkommt. Eltern von Kindern mit Behinderungen haben es sehr schwer. Zunächst einmal ist es der Schock an sich. Nach der Verleugnung kommt eine Art Depression, dann Empörung, etwa die Frage: „Warum passiert mir das? Womit haben wir das verdient?“. Wenn wir uns dann Fragen stellen, kommen nach und nach Antworten, und wenn wir aufpassen, kommen Menschen, die uns helfen. Das ist der erste Schritt, das ist der Weg, uns selbst zu verbessern und das Kind zu akzeptieren. Und, was sehr wichtig ist, es ist der Weg, uns selbst als Eltern von behinderten Kindern zu akzeptieren.“
Alina ist nicht die Einzige, die ihren Traum, Kindern mit besonderen Bedürfnissen zu helfen, verwirklicht hat. Die Gemeindestiftung in ihrer Stadt ist eine von 20 Vereinen im Land. Die aus der Großzügigkeit und dem Veränderungswillen der Menschen entstandenen Stiftungen bringen Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Kultur und Umwelt zum Leben. Vereine verstehen die lokalen Bedürfnisse und Möglichkeiten besser und versuchen, Brücken zwischen Spendern und Ursachen, zwischen Bedürfnissen und Lösungen zu schlagen, meint Alina Dina-Tanasie, die im Anfang viel Hilfe von ihrer Gemeindestiftung erhalten hat.
Seit 2008, als die ersten solchen Gemeindevereine in Rumänien gegründet wurden, sind Tausende Projekte finanziert worden. Das multifunktionale Zentrum in Ramnicu Valcea für Kinder mit besonderen Bedürfnissen ist nur eines von vielen.