Staatschef Dan: „Rumänien wird 2026 Haushaltsdefizitziel erreichen“
Rumänien steht kurz davor, das gemeinsam mit der Europäischen Kommission festgelegte Haushaltsdefizitziel für das nächste Jahr zu erreichen, hat Präsident Nicuşor Dan erklärt. Ihm zufolge soll das Defizit durch die bereits von der Regierung ergriffenen Maßnahmen von 8,4 % im Jahr 2025 auf etwa 6,5 % im Jahr 2026 sinken und sich damit dem angestrebten Ziel von 6 % annähern.
Sorin Iordan, 01.10.2025, 15:48
Der Optimismus des Staatschefs ist dadurch zu verstehen, dass das BIP Rumäniens im zweiten Quartal dieses Jahres um 1,2 % gestiegen ist, was neben Kroatien das zweitgrößte Wachstum in der EU darstellt, während die Inflationsrate im August 9,9 % erreichte und damit dreimal so hoch war wie der EU-Durchschnitt. All dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem das Land mit dem von Russland ausgelösten Krieg im benachbarten Ukraine zu kämpfen hat.
Die Geschäftsführerin des rumänischen Bankenverbands Gabriela Folcuţ schätzt, dass Rumänien das Land mit dem höchsten Zwillingsdefizit, d.h. dem Haushaltsdefizit und dem Leistungsbilanzdefizit, ist. Sie wies darauf hin, dass neben der Art und Weise, wie öffentliche Gelder verwendet wurden, drei strukturelle Faktoren einen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Haushaltsdefizits haben. Gabriela Folcuţ: „Der hohe Anteil der Schattenwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt, 26 % des BIP. Wir beobachten zwar einen Appetit der Unternehmen auf Digitalisierung, aber gleichzeitig zahlen 41 % der Unternehmen in Rumänien die Gehälter nicht durch Banküberweisung aus. Der zweite Aspekt, der die wirtschaftliche Lage Rumäniens schwächt und meiner Meinung nach ein strukturelles Element ist, betrifft die Entwicklungsfähigkeit der Unternehmen sowie die Demografie.“
Folcuţ sagte weiter, dass laut den von der Europäischen Kommission veröffentlichten Daten 99,8 % der Unternehmen in Rumänien kleine und mittlere Unternehmen sind, die zwei Drittel der Arbeitskräfte beschäftigen und 60 % der Wertschöpfung erzeugen. Gabriela Folcuţ wies außerdem darauf hin, dass die Produktivität der KMU in Rumänien um 70 % geringer ist als die der großen Unternehmen und weniger als die Hälfte des europäischen Durchschnitts beträgt, während die Zahl der Insolvenzen steigt.
Wenn die Unternehmen in unserem Land ihre Prozesse nicht schnell optimieren, laufen sie Gefahr, vom Markt zu verschwinden, warnte seinerseits der Unternehmer Cosmin Răileanu. Er ist der Meinung, dass sie einige Dienstleistungen auslagern können und dass in der heutigen Situation die Unternehmen vom Markt verschwinden werden, die nicht den Kunden und den Wert, den sie auf den Markt bringen, in den Vordergrund stellen. Cosmin Răileanu: „Die Umstände können Steuern sein, Krisen, Pandemien, politische Unsicherheit, Armeen, was auch immer gerade passiert. Und Sie haben gesehen, dass wir von Zeit zu Zeit Nachrichten hören, dass X sein Geschäft geschlossen hat, der andere es verkauft hat, der andere ins Ausland gegangen ist. All das passiert, weil sie nicht genug Vertrauen in das haben, was sie tun.“
Am Dienstag erklärte der Exekutivdirektor des Internationalen Währungsfonds Jeroen Clicq, dass Rumänien auf dem richtigen Weg zur Haushaltskonsolidierung sei, und versicherte, dass der Fonds die Fortsetzung der von der Regierung in Bukarest eingeleiteten Reformen unterstütze. Der IWF-Vertreter wurde vom rumänischen Ministerpräsidenten Ilie Bolojan empfangen, der seinerseits betonte, dass die Sparmaßnahmen, obwohl sie von der Bevölkerung kritisiert werden, unverzichtbar sind, um die Haushaltsstabilität zu gewährleisten und soziale Ungleichgewichte sowie Ungerechtigkeiten abzubauen.