Kommission: Verbrenner bleiben auch nach 2035 möglich
Die Europäische Union lockert ihre Pläne für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. Statt eines vollständigen Verkaufsverbots ab 2035 sollen Benzin- und Dieselautos unter bestimmten Bedingungen weiter zugelassen bleiben. Die EU-Kommission spricht von mehr Flexibilität für die Autoindustrie – Kritiker sehen einen Rückschritt bei den Klimazielen.
Daniela Budu und Alex Sterescu, 17.12.2025, 14:40
Die Europäische Union rückt von ihrem bisherigen Ziel ab, ab dem Jahr 2035 den Verkauf neuer Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren vollständig zu verbieten. Das teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Demnach sollen Autohersteller auch nach diesem Datum weiterhin eine begrenzte Zahl solcher Fahrzeuge verkaufen dürfen – allerdings nur unter klar definierten Bedingungen.
Kern der neuen Linie ist das sogenannte „Auto-Paket“, das die Kommission nun vorgestellt hat. Es soll den Herstellern mehr Flexibilität bei der Produktion geben. Ziel sei es, so die Kommission, einen Ausgleich zu schaffen zwischen den Bedürfnissen der klassischen Autoindustrie und dem politischen Willen, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit im Bereich der Elektromobilität zu fördern.
Die Vorschläge müssen allerdings noch von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten sowie vom Europäischen Parlament gebilligt werden. Branchenvertreter sehen in dem Kurswechsel eine Reaktion auf den wachsenden Druck großer europäischer Autobauer. Diese haben zunehmend Schwierigkeiten, mit dem US-Hersteller Tesla sowie mit chinesischen Produzenten von Elektrofahrzeugen zu konkurrieren.
Konkret sieht die neue Regelung vor: Ab 2035 müssen neue Autos in Europa die CO₂-Emissionen ihrer Motoren um 90 Prozent senken. Die verbleibenden zehn Prozent können durch den Einsatz emissionsarmer Materialien oder alternativer Kraftstoffe ausgeglichen werden. Unter diesen Voraussetzungen sollen auch Hybridfahrzeuge oder besonders effiziente Verbrennungsmotoren weiterhin verkauft werden dürfen.
Zusätzlich plant die Kommission ein Bonus-System. Für jedes verkaufte Elektroauto erhalten Hersteller einen zusätzlichen Vorteil bei der Berechnung der CO₂-Emissionen ihrer gesamten Fahrzeugflotte. Auf diese Weise können sie weiterhin einen Teil ihrer Produktion mit Verbrennungsmotoren ausgleichen.
Parallel dazu kündigte Brüssel umfangreiche finanzielle Unterstützung für die europäische Batterieindustrie an. Insgesamt sollen 1,8 Milliarden Euro bereitgestellt werden, um den Aufbau einer vollständigen europäischen Wertschöpfungskette für Batterien zu beschleunigen. Davon sind 1,5 Milliarden Euro für europäische Batteriehersteller vorgesehen – in Form von zinslosen Darlehen.
Nach Angaben der Kommission sollen weitere gezielte Maßnahmen Investitionen fördern, Innovationen stärken und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten verbessern. Zugleich gehe es darum, Lieferketten abzusichern und eine nachhaltige, widerstandsfähige Produktion innerhalb der EU aufzubauen.
Darüber hinaus will die EU die Entwicklung einer neuen Klasse kompakter Elektrofahrzeuge fördern. Gemeint sind Modelle mit einer Länge von bis zu 4,20 Metern. Das soll es Mitgliedstaaten und Kommunen erleichtern, gezielte Förderprogramme aufzulegen und die Nachfrage nach kleinen, in der EU produzierten Elektroautos anzukurbeln.
Die Nachrichtenagentur AFP bewertet das Maßnahmenpaket als den bislang deutlichsten Rückschritt der Europäischen Union von ihren ambitionierten Umwelt- und Klimazielen der vergangenen fünf Jahre.