Sie wurde durch ihre Tapisserien und ihre Bühnenbilder bekannt und sie illustrierte auch zahlreiche Bücher. Einen traurigen Ruhm erlangte sie mit ihren Erinnerungen aus der politischen Gefangenschaft in kommunistischen Strafanstalten.
Sie wurde durch ihre Tapisserien und ihre Bühnenbilder bekannt und sie illustrierte auch zahlreiche Bücher. Einen traurigen Ruhm erlangte sie mit ihren Erinnerungen aus der politischen Gefangenschaft in kommunistischen Strafanstalten, die sie zuerst auf Französisch veröffentlichte und später selbst ins Rumänische übersetzte. Die Rede ist von Lena Constante, einer Persönlichkeit, die trotz der schweren Zeiten, die sie erlebte, die rumänische Kultur geprägt hat.
Lena Constante wurde am 18. Juni 1909 in Bukarest geboren. Auch wenn sie in einer traditionellen aromunischen Familie aufwuchs, war Lena Constante eine für die damalige Zeit emanzipierte Frau. Sie beteiligte sich an den Treffen der Avantgarde-Gruppen „Unu“ und „Criterion“ sowie an den Musikabenden der Eheleute Mac Constantinescu und Floria Capsali.
Als Studentin in den Fächern Soziologie und Bildende Kunst hatte Lena Constante die Chance, 1929 Mitglied im Team für ethnographische Forschungen des Professors Dimitrie Gusti in der Ortschaft Drăguş-Făgăraş zu werden. Die Schönheit und das Traditionsreichtum dieses Dorfes und auch die Liebe für einen der begabtesten Sammler von musikalischer Folklore, Harry Brauner (den Bruder des surrealistischen Malers Victor Brauner), machten sie zur ständigen Mitarbeiterin. Zusammen mit ihren Freunden beteiligte sich Lena Constante als aktive Forscherin an allen Projekten des Professors Dimitrie Gusti – wir erwähnen z. B. die internationalen Ausstellungen in Paris (1937) und New York (1939) und die Gründung des rumänischen Dorfmuseums (1936). Sie illustrierte auch die Publikationen „Rumänische Soziologie“ und „Buch der Dörfer“, herausgegeben vom Rumänischen Sozialen Institut und von der Königlichen Kulturstiftung „Fürst Carol“. Parallel dazu hat sie einige Ausstellungen in Bukarest (1934, 1935, 1946, 1948) und in Ankara (1947).
Lena Constante interessierte sich ganz besonders für Bühnenausstattung. Zusammen mit den Künstlern Elena Pătrăşcanu, Alexandru Brătăşanu und Ileana Popescu beteiligte sie sich an der Gründung des Marionettentheaters „Ţăndărică“ unter der Leitung der Schauspielerin Lucia Calomeri. Durch die intensive Arbeit in diesem Theater wurden Lena Constante und ihr Lebenspartner Harry Brauner enge Freunde der Familie Lucreţiu und Elena Pătrăşcanu – und das wurde ihnen zum Verhängnis. Als der Politiker Lucreţiu Pătrăşcanu verhaftet und nach einem politischen Prozess inhaftiert wurde, wurden auch Lena Constante und Harry Brauner zu Freiheitsstrafen von 12 bzw. 15 Jahren verurteilt. Nach dem Verbüßen ihrer Freiheitsstrafen heirateten die zwei im Jahre 1963. 1968, bei der Wiederaufnahme des Prozesses um Lucreţiu Pătrăşcanu, wurden Lena Constante und Harry Brauner von der Strafe freigesprochen.
10 Jahre lang sammelte Lena Constante alte rumänische Trachthemden, die sie mit viel Kunstfertigkeit in Tapisserien einarbeitet. Mit diesen Tapisserien beteiligt sie sich in der Zeit 1973-2005 an mehreren Ausstellungen in Rumänien und im Ausland. Die durch Verwendung von alten, nicht mehr tragbaren Trachtenhemden entstandenen von rumänischen und ausländischen Kunstkritikern hochgeschätzte Kunstwerke, aber weil sie durch die politische Gefangenschaft stigmatisiert war, wurde Lena Constante 1974 wegen sog. „Zerstörung des Kulturerbes” vor Gericht gebracht.
Der Historiker Frans van Helsdingen war Mitarbeiter der diplomatischen Mission der Niederlande in Bukarest. 2004 hatte er die Chance, Lena Constante ein Jahr vor ihrem Ableben in ihrer Wohnung zu besuchen:
„Die Wohnung war klein, aber angenehm und sehr gemütlich. Durch ihre freundliche Präsenz vermittelte die alte, zierliche Lena Constante der bescheidenen Wohnung eine besondere Wärme. Ich bewunderte eine Tapisserie mit abstrakten Mustern und einem Farbenspiel in Rot und Blau, eine Arbeit von Lena Constante. Sie erzählte viel über ihren Ehemann, Harry Brauner, und über die Gruppe um Lucreţiu Pătrăşcanu. Die Jahre im Gefängnis erwähnte sie kaum. Sie sagte mir, sie wäre in diese politische Gruppe hineingeraten, ohne zu wissen, worum es dabei ging. Sie hatte das Bukarester Marionettentheater »Ţăndărică« zusammen mit Elena Pătrăşcanu gegründet, ohne jegliche Verbindung zur Politik. Sie schien aus ihren schlimmen Erfahrungen viel gelernt zu haben, auch wenn sie besonders schmerzhaft gewesen waren. Die Gefangenschaft hat sie davon überzeugt, nicht nachzugeben, sich nicht geschlagen zu geben, auch wenn gewisse Situationen außerhalb ihrer Kontrolle waren. Das hat ihr auch bei ihrem künstlerischen Schaffen geholfen. Sie wurde Schriftstellerin und sie hatte viel Erfolg mit ihren Büchern – es waren die ersten Bücher über die politischen Gefängnisse in Rumänien.“
Die Erinnerungen aus der politischen Gefangenschaft sammelte Lena Constante in ihrer auf Französisch verfassten Autobiographie „L'évasion silencieuse“, die 1990 im Verlag Éditions La Découverte in Paris veröffentlicht wurde. Der Band erhielt den Preis des Französischen Schriftstellerverbandes und wurde auch ins Englische übersetzt. Die rumänische Version „Evadarea tăcută. 3000 de zile singură în închisorile din România“ (zu dt. „Der stille Gefängnisausbruch. 3000 Tage Einsamkeit in rumänischen Strafanstalten“) wurde mit dem Lucian-Blaga-Preis ausgezeichnet. 1993 veröffentlichte Lena Constante auch den Band „Evadarea imposibilă. Penitenciarul politic de femei Miercurea Ciuc 1957-1961“ („Der unmögliche Ausbruch. Das politische Frauengefängnis Miercurea Ciuc 1957-1961“). Im Dezember 1999 erhielt sie von der Rumänischen Kulturstiftung den Preis „Ein außergewöhnliches Schicksal in der rumänischen Kultur“. 2005 schied Lena Constante mit 96 Jahren aus dem Leben.
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