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Bruderländer: Kommunistisches Rumänien und Nordkorea im Schulterschluss

Das rumänisch-nordkoreanische Verhältnis stand im Kommunismus unter dem Zeichen der ausgezeichneten Beziehungen zwischen Ceauşescu und Kim Il-Sung. Beide Länder wollten sich dem Einfluss der Großmächte entziehen und fanden einen Weg zur Kooperation.

Bruderländer: Kommunistisches Rumänien und Nordkorea im Schulterschluss
Bruderländer: Kommunistisches Rumänien und Nordkorea im Schulterschluss

, 09.11.2015, 18:28

Die rumänisch-nordkoreanischen Beziehungen waren Anfang der siebziger Jahre sehr intensiv. Nicolae Ceauşescu und Kim Il-Sung haben sich mehrmals gegenseitig besucht, eine gro‎ße gegenseitige Sympathie entwickelt und daher versucht, auch ihre Länder näher aneinander zu bringen und durch gegenseitige Interessen zu verbinden. Die rumänisch-nordkoreanischen Beziehungen beruhten auf der Ideologie des Marxismus-Leninismus in eigener Auslegung sowie auf dem Wunsch, sich dem sowjetischen bzw. chinesischen Einflussbereich zu entziehen. Infolgedessen fanden Rumänien und Nordkorea den Weg zum Dialog und zur Kooperation.



Im Jahr 1970 wurde der Oberst Emil Burghelea zum Militärattaché Rumäniens in Pjöngjang ernannt. Burgehlea erzählte in Jahr 2000 dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks über die Umstände, die zu seiner Ernennung führten, selbst wenn er die koreanische Sprache nicht kannte und für den Posten nicht vorbereitet war.



Meine Ernennung wurde dadurch begründet, dass ich Offizier war und dass Offiziere sich schnell den bestehenden Umständen anpassen würden. Bei dem Beschluss der Behörden galten zudem die guten Russischkenntnisse, die ich hatte, sie sagten, die Koreaner würden auch Russisch sprechen, also sprach alles dafür, dass ich die richtige Person für den besagten Posten war. Alle koreanischen Militärattachés in Rumänien sprachen Rumänisch. Wenn Sie mir erlauben, einen Witz darüber zu machen: Bei einem unserer offiziellen Besuche in Nordkorea wurde die Delegation von Emil Bodnăraş von der ganzen koreanischen Partei- und Staatsführung empfangen. Dem Delegationschef Bodnăraş, Offizier von Beruf, haben die Koreaner einen Dolmetscher zur Verfügung gestellt. Bodnăraş wollte herausfinden, wieviele von den Koreanern Rumänisch konnten. Das Geleit war sehr zahlreich, es umfasste allerhand Personal, vom Schneider bis zum Schuster. An einem Ruhetag während des Besuches machte Bodnăraş einen dreckigen Witz. Zu seiner gro‎ßen Überraschung brauchte der Dolmetscher den Witz nicht mehr zu übersetzen, weil 10 von ihnen gleich ins Lachen ausbrachen. Sie radebrechten auf Rumänisch, sie sagten beispielsweise ‚unser elterlicher Vater‘. Ich sagte dann: Ein Vater ist ein Elternteil, also wieso ‚elterlicher Vater‘? Mir wurde dann klar, dass sie diesen Ausdruck benutzten, um die Verwechslung mit dem Führer Nordkoreas zu vermeiden, der auch als Vater bezeichnet wurde.“




Mit der Zeit wurden die bilateralen Beziehungen sehr eng, man konnte sogar von privilegierten Beziehungen sprechen, erinnerte sich Oberst Emil Burghelea weiter:



Die Beziehungen zwischen unseren Staaten waren ausgezeichnet, weil das Verhältnis zwischen unseren Landespräsidenten und Parteivorsitzenden ausgezeichnet war. Ich war selber auch ein privilegierter Militärattaché in Nordkorea. Ich hatte Zugang dort, wo er anderen Militärattachés, sei es jener Russlands oder Chinas gewesen, verweigert wurde. Die Nordkoreaner zeigten eine gewisse Zurückhaltung den Gro‎ßmächten der Weltpolitik gegenüber, selbst wenn rund 2 Millionen Chinesen im Koreakrieg ihr Leben verloren hatten. Rumänische Delegationen besuchten Nordkorea mit dem Zweck, die bilaterale Zusammenarbeit zu verstärken.“




Rumänien exportierte nach Nordkorea Lastkraftwagen, Fahrzeuge und zahlreiche Produkte für die Industrie. Emil Burghelea mit weiteren Einzelheiten:



Die Nordkoreaner waren immer sehr offen und hilfsbereit den Rumänen gegenüber. Auch im Privatbereich zeigten sie sich jederzeit hilfsbereit. Meine Familie wurde einmal mit einer schweren Situation konfrontiert: Eines meiner Kinder, das in Rumänien geblieben war, brauchte dringend unsere Hilfe. Es ist schlie‎ßlich dazu gekommen, dass ein nordkoreanischer Minister im letzten Moment auf seinen Flug verzichtete, damit meine Ehefrau umgehend nach Rumänien fliegen konnte. Ich stellte üblicherweise keine Forderungen an die nordkoreanischen Behörden, damals handelte es sich aber um eine äu‎ßerst heikle Situation. Das Ziel der Nordkoreaner war es, eine sehr gute Rüstungsindustrie aufzubauen. Sie arbeiteten unter schlechten Bedingungen, sie setzten aber alle Kräfte dafür ein, um dieses Ziel zu erreichen. Es gab auch ein zweites Problem: die Mobilmachung der Nordkoreaner, die sich von vier Gro‎ßmächten eingekesselt wähnten — Russland, China, Japan und die USA. Wir exportierten automatische Drehbänke nach Nordkorea, die im westrumänischen Arad und in Kronstadt hergestellt wurden. Die Nordkoreaner entfernten die Etiketten, auf denen ‚Hergestellt in…‘ stand und klebten darauf Etiketten, auf denen als Herstellungsland Nordkorea angegeben wurde, sie exportierten die Drehbänke dann nach Süden und sagten, sie seien in Nordkorea hergestellt worden. Wir haben das herausgefunden, haben aber die Information verschwiegen. Dasselbe machten sie auch mit Produkten, die in anderen Ländern hergestellt wurden.“




Die rumänisch-nordkoreanische Freundschaft konnte man als legendär bezeichnen. Viele Historiker sind der Ansicht, dass Nicolae Ceauşescu sich von dem nordkoreanischen Arbeits- und Lebensstil beeinflussen lie‎ß. Nach der Wende hat sich das bilaterale Verhältnis grundlegend verändert.

Foto: ExplorerBob / pixabay.com

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