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Fürst Alexandru Ioan Cuza: Träger der Vereinigung mit Hang zum Autoritarismus

Alexandru Ioan Cuza war der erste Herrscher der Vereinigten Rumänischen Fürstentümer und des entstehenden Nationalstaates Rumänien. Mit seiner Wahl zum Herrscher der Moldau und der Walachei 1859 wurde die Vereinigung der beiden Fürstentümer vollzogen.

Fürst Alexandru Ioan Cuza: Träger der Vereinigung mit Hang zum Autoritarismus
Fürst Alexandru Ioan Cuza: Träger der Vereinigung mit Hang zum Autoritarismus

, 30.03.2020, 17:30

Am 20. März 1820 wurde in der moldauischen Stadt Bârlad, im Osten des heutigen Rumänien, der spätere Oberst Alexandru Ioan Cuza geboren. Als erster Herrscher der vereinigten Fürstentümer Moldau und Walachei verkörperte Alexandru Ioan Cuza die zukünftige Staatsstruktur, die von den beiden rumänischen Fürstentümern gebildet wurde. Cuza war der richtige Mann zur richtigen Zeit, aber nach nur sieben Jahren wurde es klar, dass seine Regierungszeit in der Art und Weise, wie sie in den Dokumenten der europäischen Gro‎ßmächte festgelegt wurde, die der Vereinigung zugestimmt hatten, nur vorübergehend sein würde.



Am 24. Januar 1859 schlossen sich die rumänischen Fürstentümer Moldau und Walachei zusammen, um den neuen Staat Rumänien zu bilden, und durch die Wahl von Alexandru Ioan Cuza zum Fürsten gleicherma‎ßen der Moldau und der Walachei wurde die Vereinigung verwirklicht. Unterstützt von der Mehrheit der politischen Akteure und der Eliten, die für die nationale Selbstbestimmung und Modernisierung gekämpft hatten, führte Cuza wichtige Reformen durch: die Säkularisation von Klostervermögen, die Steuerreform und die Agrarreform.



Der Historiker Alin Ciupală, Professor an der Universität Bukarest, sagte, Alexandru Ioan Cuza sei der Mann gewesen, dessen Mut Rumänien in der Übergangszeit der Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei brauchte:



Alexandru Ioan Cuza war in erster Linie ein sehr mutiger Mann. Er hatte den Mut, eine Rolle und eine Mission in einer sehr heiklen Zeit zu übernehmen, in einer Ära der Unsicherheit, aber auch in einer Ära der sehr gro‎ßen Hoffnungen. Cuza hatte den Mut, eine kohärente Modernisierung der rumänischen Gesellschaft, der Vereinigten Fürstentümer, zu fördern, er war derjenige, der ein modernes institutionelles System einführte, um die rumänische Gesellschaft auf den Weg nach Europa zu bringen.“




Die beste Zeit der Herrschaft von Alexandru Ioan Cuza war von 1859 bis 1863; es war die Zeit der Reformdynamik und des Aufbaus eines neuen Staates nach westeuropäischem Vorbild. Ab 1863 änderte sich aber Cuzas Persönlichkeit, er begann sich dem Autoritarismus zuzuwenden. Mit der Unterstützung einer profitgierigen Höflingspartei gefährdete er die bis dahin erreichten Fortschritte. Dazu sagte der Historiker Alin Ciupală:



Gleichzeitig müssen wir sagen, dass die Herrschaft von Alexandru Ioan Cuza auch eine dunkle, weniger positive Seite hat. Fürst Alexandru Ioan Cuza hat sich irgendwann entschlossen, die Modernisierung Rumäniens allein zu fördern. Nach dem Staatsstreich vom 2. Mai 1864 blieb Cuza praktisch isoliert, er entlie‎ß fast alle seine Mitarbeiter, vor allem die Vertreter der Revolution von 1848, die seine Wahl zum Herrscher der Rumänischen Fürstentümer ma‎ßgeblich mitbestimmt hatten. Diese ganze Ära muss in einem gewissen Gleichgewicht betrachtet werden, wir müssen die Verdienste des Herrschers anerkennen und gleichzeitig über seine Versäumnisse sprechen. Seine erzwungene Abdankung erfolgte im gegenseitigen Einvernehmen der gesamten politischen Klasse, denn Cuza verwandelte sich langsam von einem Anhänger der Modernisierung in einen autoritären Herrscher, der die Modernisierung blockierte. Alexandru Ioan Cuza machte einen gro‎ßen politischen Fehler: Er verstand nicht, dass Modernisierung ohne Liberalismus nicht möglich war.“




Die Reaktion der rumänischen Elite auf Cuzas neue politische Haltung lie‎ß nicht lange auf sich warten. Am 11. Februar 1866, sieben Jahre nach seiner Wahl am 24. Januar 1859, drang eine konspirative Gruppe von Militärs in den Palast ein und zwang den Fürsten, abzudanken. In den folgenden Tagen wurde er über die Grenze au‎ßer Landes geführt. Nun war der Platz frei für den Nachfolger Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der am 26. März 1866 offiziell zum neuen Fürsten erhoben wurde. Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der zukünftige König Karl I. (rum. Carol I.), machte es möglich, dass Rumänien sich auf einer soliden Basis etablierte. Alin Ciupală ist der Ansicht, dass die Zeit von Cuza und die Zeit von Karl I. in Kontinuität nacheinander und nicht in Konkurrenz zueinander betrachtet werden sollten:



Die Kontinuität ist wichtig, denn nach der erzwungenen Abdankung von Alexandru Ioan Cuza haben Fürst Karl und die ihm nahestehenden Politiker nichts unternommen, um die während der Cuza-Zeit getroffenen Ma‎ßnahmen aufzuheben. Alle Initiativen, alle Projekte, die Cuza begonnen hatte, wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fortgesetzt. Darüber hinaus müssen wir sagen, dass Fürst Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, der später als König Carol I. in Rumänien herrschte, keine Anstrengungen unternommen hat, um das öffentliche Bild seines Vorgängers zu tilgen. Im Gegenteil, Carol I. baute sich sein eigenes öffentliches Image nach dem Bild Cuzas auf. Wenn wir die Geschichtsbücher lesen, werden wir viele Fakten und Ereignisse entdecken, die Cuza in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung bis hin zur Zeit des Ersten Weltkriegs bleiben lie‎ßen. Natürlich gab es auch ein politisches Interesse. König Karl I. wollte sich eine Kontinuität mit den gro‎ßen Woiwoden der Rumänen sichern und nahm in seinen dynastischen Diskurs auch Alexandru Ioan Cuza ein — das zeugt von ganz klaren politischen Interessen. Während der Herrschaft des Königs Carol I. und in der Zwischenkriegszeit wurde die Figur von Cuza nicht in den Schatten gestellt, Fürst Alexandru Ioan Cuza blieb in der Geschichte der Rumänen. Und wir sehen, wie die damaligen Historiker nach und nach die negativen Seiten der Herrschaft von Cuza vergessen und nur noch über seine Erfolge zu sprechen beginnen.“




Vor 200 Jahren erschien Fürst Alexandru Ioan Cuza auf der Bühne der Geschichte als eine der vielversprechendsten Figuren in der Geschichte Rumäniens. Trotz seiner menschlichen Fehler und Misserfolge hat er seine Mission erfüllt, nämlich das neue Rumänien in eine moderne, europäische Richtung zu lenken.

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