Bedrohte Arten: Rothalsgans im Rahmen internationaler Kooperation beobachtet
Ende Februar oder Anfang März fliegen die Zugvögel, die in Rumänien überwintert haben, in Richtung Norden, um ein passendes Brutgebiet zu finden. Zu dieser Gruppe gehört auch die Rothalsgans, eine bedrohte Art.
Ștefan Baciu, 15.02.2021, 18:00
Die Rothalsgans wird streng überwacht, denn sie ist eine vom Aussterben gefährdete Vogelart. Derzeit gibt es immer weniger Rothalsgänse weltweit. Es gibt mehrere Gründe, weshalb die Rothalsgans-Population zurückgegangen ist, unter anderem die Tatsache, dass sie in Gebieten brüten — z.B. Erdölgebieten — in denen die menschliche Aktivität stark zugenommen hat und ihren Lebensraum zerstört. Auch die Windkraftanlagen entlang der Migrationsroute der Vögel gefährden ihre Existenz. Und — nicht zuletzt — die Jagd.
Als Zugvogel zieht die Rothalsgans zwischen ihrem Brutgebiet in der europäischen Arktis, insbesondere dem westlichen Sibirien, und ihren Überwinterungsgebieten in Zentralasien, insbesondere Kasachstan, dem Südirak und in Südosteuropa, dort insbesondere an der westlichen Schwarzmeerküste, umher. Einzelne Rothalsgänse gehören allerdings auch zu den in den arktischen Tundren Russlands brütenden Populationen, die normalerweise in Bulgarien, Rumänien und der Ukraine überwintern.
Die Rothalsgänse erreichen Rumänien zum Überwintern etwa im Monat November. Sobald sie ankommen, werden sie von Fachleuten überwacht. Einer davon ist Emil Todorov, bulgarischer Herkunft. Er lebt seit mehr als 10 Jahren in Rumänien und beobachtet hierzulande Vögel. Außerdem leitet er das Projekt Life for Safe Flight“ (dt. Leben für einen sicheren Flug“), das in Rumänien in Zusammenarbeit mit der Rumänischen Gesellschaft der Ornithologen umgesetzt wird. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zum Projekt:
Das Projekt betrifft die gesamte Migrationsroute, von Russland über Kasachstan, die Ukraine, Rumänien bis hin nach Bulgarien. Diese Länder spielen eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Erhaltung der Vogelart. Auch wir hierzulande müssen uns diesbezüglich bemühen. Es ist nämlich wichtig, den Lebensraum, in dem sie überwintern, zu schützen. Wir überwachen ganz aufmerksam ihren Lebensraum, ab November bis Februar, denn es handelt sich um eine gefährdete Vogelart. Derzeit leben in der ganzen Welt etwa 50.000 Rothalsgänse. Davon überwintern etwa 20.000 Vögel in Rumänien. Das konnten wir in den letzten 5 Jahren feststellen. Wir arbeiten mit mehreren zuständigen Institutionen zusammen, mit dem Umweltministerium, mit verschiedenen Jagdvereinen, um eventuelle Bedrohungen auszuschließen.“
Rothalsgänse ernähren sich von Gras, insbesondere Queller, heute zunehmend von Weizen und Mais, die Jungvögel auch von Insekten. Ein Grund zur Freude für die Fachleute, die die Vogelart beobachten, war die Rückkehr einer Gans in Rumänien, die den Namen Victoria trägt. Dazu Emil Todorov:
Die Rothalsgans Victoria wurde in einem Dorf im Kreis Ialomiţa verletzt aufgefunden. Zusammen mit den Kollegen vom Verein »Visul Luanei« haben wir ihre Wunde gepflegt, Danach haben wir sie mit einem Satellitensender ausgestattet und sie befreit. Das geschah im Monat Februar 2020. Sie flog nach Sibirien wo sie ihre Brutzeit verbrachte und kehrte danach, im November letzten Jahres, wieder zurück nach Rumänien. Derzeit hält sie sich im Südosten Rumäniens auf, im Donaudelta, wo sie überwintert.“
Der Satellitensender zeigt an, dass die Gans Victoria in 74 Tagen aus Sibirien nach Rumänien geflogen ist. Sie legte dabei 7.700 Km zurück — bis ins Donaudelta, wo sie dieses Jahr überwintert. Der Satellitensender lieferte wichtige Daten über die konsequent verfolgte Migrationsroute der Vögel. Auch die Abweichungen von der Route wegen schlechter Wetterbedingungen wurden aufgezeichnet. Im Rahmen des Projekts Life for Safe Flight“ arbeiten Naturschutzorganisationen in sämtlichen Ländern entlang der Migrationsroute der Rothalsgänse zusammen. Fachleute in Russland, Kasachstan, der Ukraine, Rumänien und Bulgarien tauschen sich regelmäßig aus. Die Migrationsroute und die Bewegung der Gänse können auf der Projekt-Internetseite www.savebranta.org beobachtet werden.