Heute unternehmen wir einen virtuellen Ausflug zu den Donaukesseln, einem 9 km langen Abschnitt der Donauschluchten in den Karpaten.
Marius-Simion Stoica, der Bürgermeister von Orşova im Landkreis Mehedinţi, sagt, dass der Ausgangspunkt einer Reise zu den Donaukesseln unbedingt Orşova sein sollte. Die Stadt ist Teil des Naturparks Eiserne Tore, der sich über zwei Landkreise, Mehedinţi und Caraş-Severin, auf einer Fläche von etwa 115.000 Hektar erstreckt. Es ist das zweitgrößte Naturschutzgebiet in Rumänien, erklärt Stoica.
„Den Touristen, die zu uns kommen, wird empfohlen, die römisch-katholische Kathedrale in Orşova zu besuchen, die einzige katholische Kirche, die während des kommunistischen Regimes zwischen 1971 und 1976 gebaut wurde. Sie ist ein wichtiger Ort für die Gläubigen aller Nationalitäten in Orşova, seien sie Deutsche, Rumänen, Tschechen oder Ungarn. Die Wandmalerei ist etwas ganz Besonderes. Der Kreuzweg, gemalt von Gabriel Popa, löste viel Kontroverse aus, weil er zeitgenössische Figuren zur Illustration der biblischen Szenen verwendete. In seinem Gemälde stellte Gabriel Popa neben Pontius Pilatus Lenin dar, der die Menschen gegen Jesus aufhetzt. Nicht weit von ihm entfernt steht John Lennon als Symbol für die Freude der Auferstehung. Auch die rumänische Turnerin Nadia Comăneci sowie die Schauspieler Florin Piersic und Anna Széles gehören zu den Figuren auf dem Gemälde. Die Kathedrale steht direkt an der Einfahrt nach Orşova. Im Jahr 2005 wurde eine Gedenktafel enthüllt, die die Geschichte der Krone der Königin Maria erzählt, die zwischen 1849 und 1853 in Orşova versteckt war. Man hatte eine Kapelle der Krone errichtet, die jedoch beim Bau der Hauptmauer des Kraftwerks Eiserne Tore im Jahr 1970 zerstört wurde.“
Eine weitere Touristenattraktion sei das Kloster Sankt Anna auf dem Dealul Moşului (dt. Hügel der alten Herren), wie Bürgermeister Marius-Simion Stoica erzählt.
„Es handelt sich um ein erhöhtes Gebiet, das die Stadt von oben bewacht. Das Kloster wurde von dem Zwischenkriegsjournalisten Pamfil Seicaru gestiftet, der im Ersten Weltkrieg in der Nähe von Orşova im 18. Infanterieregiment gekämpft hatte. Er gab während des Krieges ein Versprechen ab: Wenn er den Krieg überleben sollte, würde er in der Gegend ein Kloster errichten. 1935 wurde auf dem Hügel ein 1,5 km langer Steinweg gebaut, der den Namen Heldenweg erhielt. Der Weg war von sieben Wegkreuzen aus Eichenholz gesäumt, im Gedenken an die Helden, die in der Gegend ihr Leben gelassen hatten. Nach 1960 sind sie alle verschwunden. Das Kloster wurde zwischen 1936 und 1939 erbaut, als Şeicaru Direktor der Zeitschrift »Curentul« und auch Mitglied des rumänischen Parlaments war. Nach 1945, mit der Machtergreifung der Kommunisten, wurde das Gebäude in ein Restaurant umgewandelt. Erst 1990 wurde das Kloster vom Metropolitenbistum Oltenien übernommen.“
Bevor Sie Orşova verlassen, werden Sie sicher die hübsche Promenadenstraße der Stadt und vielleicht sogar den dort angelegten Radweg genießen. Entlang dieser Flaniermeile gibt es viele Anlegestellen, von denen aus man mit Booten zu den Donaukesseln gelangen kann. Bürgermeister Marius-Simion Stoica empfiehlt ferner die Wanderwege der Region.
„Es gibt einen Hügel in der Gegend, Ciucarul Mare, der nur 318 m hoch ist, aber er ist reich an touristischen Wanderwegen, genauso wie Ciucarul Mic. Das Panorama auf dem Gipfel dieser Hügel ist äußerst schön, sowohl auf der rumänischen als auch auf der serbischen Seite. Denn Serbien liegt genau auf der anderen Seite der Donau. Die Landschaft dort ist wunderbar, mit spektakulären Reliefformen. Es gibt hier auch Höhlen, und ich würde einen Besuch der Schlucht in Ponicova empfehlen, der längsten Höhle im Durchbruchstal der Donau, 25 Kilometer von Orșova entfernt. Sie ist 1600 m lang und unterwandert den Ciucarul Mare. Sie hat auch einen der Donau zugewandten Ausgang und ist also sowohl vom Land als auch vom Wasser aus zugänglich. Am Eingang der Höhle schuf der gleichnamige Bach einige kurze, wilde Schluchten und auch eine 25 Meter lange natürliche Brücke in einer Höhe von 7 Metern. Die Höhle ist seit langer Zeit von wilden Tieren bewohnt.“
Nicht weit von der Ponicova-Höhle entfernt kann man eine weitere spektakuläre Geländeform besichtigen, die Veteranen-Grotte. Sie liegt 27 Kilometer von Orşova entfernt, wie Marius-Simion Stoica berichtet:
„Man sagt, die Grotte sei die erste dieser Art in Rumänien, die kartiert worden ist. Hierher kommen jedes Jahr Tausende von Besuchern. Es ist eine der Hauptattraktionen im Durchbruchstal der Donau. Vertreter des Naturparks Eiserne Tore behaupten, dass diese nach der Schwarzmeerküste das berühmteste Reiseziel Rumäniens sei. Unweit von Dubova und Orşova steht der in Stein gehauene Kopf des Dakerkönigs Decebalus. Es ist ein 55 m hohes Flachrelief am rumänischen Ufer der Donau. Es ist die größte Steinskulptur in Europa und wurde vom damals reichsten Mann rumänischer Abstammung, dem Geschäftsmann und Hobby-Historiker Iosif Constantin Drăgan, finanziert. Allein der Abstand zwischen den Augen beträgt 4,3 Meter, und die Nase ist 7 Meter hoch. Nicht weit entfernt, auf der anderen Seite der Donau, kann man die berühmte Tabula Traiana, die 2000 Jahre alte Trajanstafel, sehen. Sie wurde um das Jahr 101 von den Römern in Stein gemeißelt.“
Die Reisenden erwartet in den Donaukesseln also eine an spektakulären Naturdenkmälern reichhaltige Region, die außerdem mit jahrtausendalten historischen Sehenswürdigkeiten aufwartet.
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