Rückblick auf die Ereignisse der Woche 04.08-09.08.2025
Erster Präsident der Nachwendezeit verstorben +++ Außenministerin Oana Ţoiu besucht Kiew +++ Starke Überschwemmungen: Rumänien aktiviert RESTORE-Mechanismus +++ Proteste im Bildungswesen +++ Musik-und Filmfestivals +++ Rumänien qualifiziert sich für Volleyball EM 2026
Newsroom, 09.08.2025, 14:00
Ion Iliescu ist tot – Rumänien verabschiedet sich vom ersten Präsidenten der Nachwendezeit
Für Donnerstag wurde in Rumänien Staatstrauer zum Gedenken an den ersten postkommunistischen Präsidenten Ion Iliescu ausgerufen. Er wurde mit militärischen Ehren auf einem Militärfriedhof in Bukarest beigesetzt. Alle zentralen und lokalen öffentlichen Einrichtungen und Behörden haben die rumänische Flagge auf halbmast gesetzt, Radio- und Fernsehsender sowie kulturelle Einrichtungen passten ihre Programme und Aktivitäten entsprechend diesem Tag an. Ion Iliescu starb am Dienstag im Alter von 95 Jahren an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung. Iliescu war eine umstrittene politische Figur und führte das Land insgesamt elf Jahre lang. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Ausrichtung Rumäniens auf die Europäische Union und die NATO – ihm gelang es, alle politischen Parteien von der Notwendigkeit eines Beitritts zu beiden Organisationen zu überzeugen. Doch Ion Iliescu, einst ein prominentes Mitglied der Kommunistischen Partei, später in Ungnade bei Diktator Nicolae Ceaușescu gefallen, stand gleichzeitig in der Kritik – unter anderem von Historikern. Ihnen zufolge habe Iliescu gemeinsam mit der von ihm unmittelbar nach dem Sturz Ceaușescus gegründeten Nationalen Rettungsfront ein Klima des Chaos geschaffen, das es ihnen ermöglichte, die Macht an sich zu reißen.
Dieses Chaos forderte auch Menschenleben auf den Straßen: Obwohl Ceaușescu bereits in Gewahrsam der Armee war, wurden bis zu seiner Hinrichtung über 800 Menschen erschossen. Ion Iliescu wurde zudem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt – im Zusammenhang mit der gewaltsamen Niederschlagung friedlicher Studentenproteste in den 1990er-Jahren, die Verfahren wurden aber nie abgeschloßen. Die berüchtigten ‚Bergarbeiter-Aufmärsche‘ forderten vom 13. bis 15. Juni 1990 Todesopfer und hinterließen Hunderte Verletzte. Sie bremsten Rumäniens Übergang zur Marktwirtschaft erheblich und hielten dringend benötigte ausländische Investitionen jahrelang fern.
Außenministerin Oana Ţoiu besucht Kiew
Die rumänische Außenministerin Oana Ţoiu war am Donnerstag in Kiew, wo sie sich mit Präsidenten Volodimir Zelenski, Premierministerin Iuliia Svîrîdenko und Außenminister Andrii Sybiha getroffen hat. Dabei bekräftigte Außenministerin Toiu die Unterstützung Rumäniens für die Ukraine. Themenschwerpunklte bildeten die gemeinsamen Projekte, die Beteiligung rumänischer Unternehmen am Wiederaufbau der Ukraine, die Entwicklung der Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigungsindustrie sowie die Rechte von Minderheiten. Präsident Volodimir Zelenski schrieb auf seinem Telegram-Account, dass er sich für die militärische, politische und logistische Unterstützung Rumäniens und für den Beitrag zur Stärkung der Luftabwehr der Ukraine bedankt, da Bukarest der Ukraine ein Patriot-System gespendet habe. Präsident Zelenski begrüßte auch den Beschluß Bukarests das Gesetzt zu verabschieden, das das Abschießen von Drohnen erlaubt, die in den Luftraum Rumäniens eindringen. Oana Toiu betonte beim Treffen mit ihrem Amtskollegen Andrii Sybiha die grundlegende Bedeutung des Schutzes der Rechte von Angehörigen nationaler Minderheiten, einschließlich der Rechte auf Bildung und Religionsausübung. Sie verwies auf den einzigartigen Beitrag der ethnischen Rumänen in der Ukraine und der Ukrainer in Rumänien zur weiteren Annäherung der beiden Länder sowie zur Sicherung einer europäischen und sicheren Zukunft.
Suceava und Neamţ, von starken Überschwemmungen betroffen. Rumänien aktiviert RESTORE-Mechanismus
Angesichts der Situation in den Landkreisen Suceava und Neamţ (Nordosten) hat Rumänien erstmals den europäischen Mechanismus RESTORE für schnelle Katastrophenhilfe aktiviert. Die starken Überschwemmungen und Stürme Ende letzten Monats haben in Suceava 41 Häuser zerstört und fast 700 beschädigt, auch im Landkreis Neamţ wurden 170 Häuser beschädigt. Sobald die Europäische Kommission den Antrag genehmigt hat, zahlt sie 25 % des zugewiesenen Betrags als außerordentliche Vorfinanzierung. Nach dieser Vorfinanzierung erstattet die Kommission die Kosten, sobald sie angefallen sind, und überprüft die Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen. Der Mechanismus ermöglicht die schnelle Bereitstellung von Millionen Euro aus europäischen Mitteln für die von den Überschwemmungen betroffenen Gebiete in Rumänien.
Proteste im Bildungswesen: Rumäniens Lehrer wehren sich gegen Sparmaßnahmen
Hunderte Lehrkräfte haben diese Woche in Bukarest gegen die Maßnahmen der Regierung zur Reduzierung des Haushaltsdefizits protestiert. Ihrer Meinung werden die Sparmaßnahmen der Regierung Bolojan das Bildungswesen in Rumänien „hart treffen”. So wird die wöchentliche Lehrverpflichtung für festangestellte Lehrer und Professoren von 18 auf 20 Stunden erhöht – ein Schritt, den es in den vergangenen Jahren in dieser Form nicht gegeben hat. Die Erhöhung der Lehrverpflichtung bedeutet für die Lehrkräfte eine deutliche Mehrbelastung – sei es durch zusätzliche Unterrichtsstunden, sei es durch mehr Zeit für die Vorbereitung oder das Korrigieren von Arbeiten. Und all das ohne zusätzliche Bezahlung. Zudem spart der Staat auf Kosten jener, die bislang auf Stundenbasis beschäftigt waren: Denn wenn festangestellte Lehrerinnen und Lehrer mehr unterrichten, wird deren Bedarf sinken. Das heißt konkret: Viele werden ihre Aufträge verlieren – oder deutlich weniger verdienen als bisher. Für den 8. September, den ersten Tag des neuen Schuljahres, kündigen die Gewerkschaften im Bildungswesen landesweite Proteste an.
Musik-und Filmfestivals, die dieses Wochenende in Rumänien stattfinden
Das bekannteste Musikfestival Rumäniens, UNTOLD, hat am Donnerstag in Cluj-Napoca (Nordwesten) begonnen. Das Festival, das bereits zum zehnten Mal stattfindet, bringt über 250 internationale Künstler und Hunderttausende Fans aus aller Welt nach Cluj-Napoca. Post Malone, Metro Boomin, Armin van Buuren, Martin Garrix, Tiesto, Don Diablo und viele andere werden auf der Hauptbühne auftreten. Vom 7. bis zum 10. August findet zudem in Sibiu (Zentrum) die 19. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Transilvania (TIFF) mit Vorführungen im Freien und in Kinosälen statt. Auf dem Programm stehen internationale Filme, aber auch die neuesten Produktionen rumänischer Regisseure, die beim Festival anwesend sind. Bei TIFF werden auch die Deutschen Filmtage fortgesetzt, die neue Stimmen des deutschen Kinos in den Vordergrund rücken.
Rumänische Frauen-Volleyballnationalmannschaft qualifiziert sich für EM 2026
Der rumänische Fußballmeister FCSB hat am Donnerstagabend in Bukarest im Hinspiel der dritten Vorrunde der Europa League die kosovarische Mannschaft FC Drita mit 3:2 besiegt. Der rumänische Vizemeister CFR Cluj unterlag zu Hause Sporting Braga (Portugal) mit 2:1. In der Vorrunde der Conference League setzte sich Universitatea Craiova gegen die slowakische Mannschaft Spartak Trnava mit 3:0 durch. Die entscheidenden Spiele für die Qualifikation werden nächste Woche ausgetragen und alle drei rumänischen Mannschaften spielen auswärts. Die rumänische Frauen-Volleyballnationalmannschaft hat sich für die Europameisterschaft 2026 qualifiziert, nachdem sie am Mittwochabend in Blaj (Zentrum) in ihrem letzten Spiel der Vorrunde der Gruppe G die kroatische Mannschaft mit 3:1 besiegte. Das Endturnier, an dem 24 Mannschaften teilnehmen werden, findet vom 21. August bis 6. September 2026 in der Türkei, Aserbaidschan, Tschechien und Schweden statt.