Rumänien verfügt über 60% der Mineralwasservorkommen Europas und belegt den 5. Platz in der Europäischen Union, was das Abfüllen von natürlichem Mineralwasser anbelangt.
Die im Norden Rumäniens ansässige Handelsgesellschaft „Bucovina“ ist einer der größten Hersteller von Mineralwasser auf dem rumänischen Markt. Mit einem Umsatz von rund 40 Millionen Euro im Jahr 2015 verzeichnete das Unternehmen ein Wachstum des Marktanteils in der Abfüllung von natürlichem Mineralwasser von 12%. Die Handelsgesellschaft, die das Bucovina-Mineralwasser abfüllt, wurde vor zwei Jahren von einem polnischen Konzern aufgekauft, der Investitionen von 20 Millionen Euro in die Abfüllfabrik in Vatra Dornei angekündigt hat. Borsec wurde im Jahr 2004 beim wichtigsten Fachwettbewerb in den USA zum besten kohlensäurehaltigen Mineralwasser der Welt gekürt. Hier hat man in den letzten 18 Jahren 220 Millionen Euro in die Modernisierung der technischen Verfahren investiert. Natürliches Borsec-Mineralwasser wird in 19 Länder exportiert und stellt rund 5% der Gesamtproduktion dar. Insgesamt exportiert Rumänien nur 3-4% des abgefüllten natürlichen Mineralwassers. Auch die Nationalgesellschaft für Mineralwasser – der größte rumänische Mineralwasserhersteller – hat für die nächsten vier Jahre Investitionen von 4,95 Millionen Lei (1,1 Mio. Euro) geplant, um neue Wasserquellen auszuschöpfen und Abfüllbetriebe für natürliches Mineralwasser zu erwerben.
Rumänien hat eine lange Tradition in der Ausschöpfung und Vermarktung von Mineralwasser. Schon in der Antike wurden die unterirdischen Quellen verwertet. Mineralwasser wird seit über 2 Jahrhunderten abgefüllt, wie uns der Generalleiter der Nationalgesellschaft für Mineralwasser, Radu Dumitru, sagt:
„Rumänien zählte vor rund 200 Jahren zu den ersten drei Ländern der Welt, die Mineralwasser abfüllen, aber auch was dessen Qualität anbelangt. Zwischen 1800 und 1900 wurden die rumänischen Mineralwassermarken in allen europäischen Hauptstädten (darunter Berlin und Wien) ausgezeichnet. Z.B. stand das rumänische Wasser von Vâlcele damals im Wettbewerb mit dem berühmten Mineralwasser aus Karlovy Vary. Auch die Marke Borsec war sehr bekannt und hat eine über 200 Jahre alte Geschichte. Einst waren die 4 B-s – Borsec, Buziaş, Biborţeni und Bodoc – europaweit sehr bekannt. Wir waren damals auch für das therapeutische Mineralwasser anerkannt. Bis in das 20. Jh. zählten wir zu den ersten. Zu der damaligen Zeit exportierte man Mineralwasser in Holzfässern nach Wien. Persönlichkeiten der englischen Adelsfamilien kamen hierher und ließen sich gegen unterschiedliche Leiden behandeln; Rumänien schnitt also sehr, sehr gut in diesem Bereich ab.“
Leider gibt es in Rumänien derzeit keine eindeutige Gesetzgebung für das abgefüllte Wasser. Seit einigen Jahren kamen hunderte Wasserhersteller auf den Markt, obwohl Rumänien nur 68 anerkannte Marken hat. Radu Dumitru:
„Eine fehlende klare Gesetzgebung für das abgefüllte Wasser in Rumänien hat dazu geführt, dass das sogenannte ‚Tafelwasser‘ und das sogenannte ‚Quellwasser‘ auf den Markt eingeführt wurden. Diese werden durch kein Gesetz geregelt und haben einen recht großen Anteil des Mineralwassermarktes gewonnen. Z.B. werden in Rumänien 3,2 Milliarden Liter jährlich vermarktet. Von dieser Menge sind 1,5 Milliarden Liter ‚Tafelwasser‘ und ‚Quellwasser‘, die nicht kontrolliert oder lizenziert werden. Die Umsätze sinken also für das Mineralwasser wegen dieses Phänomens. Aber es werden ja immerhin noch 1,7 Milliarden Liter jährlich in Rumänien verkauft.“
In Rumänien gibt es 30 Gesellschaften, die Mineralwasser abfüllen. Die restlichen sind lokale Anbieter ohne Betriebslizenz. In diesem Fall wissen die Verbraucher nicht mehr, was sie wählen sollen, wenn sie 20-30 Wassersorten vor sich haben, viele davon zu sehr niedrigen Preisen. Die Nationale Agentur für Mineralvorkommen hat die Liste der anerkannten Mineralwassermarken überarbeitet und diesen Frühling eine neue Liste der anerkannten Mineralwassermarken herausgegeben. Radu Dumitru:
„Es sind über 400 Abfüllbetriebe, von denen nur 68 Mineralwasser abfüllen. Sie können sich vorstellen, dass es 10 wichtigere Fabriken gibt, die Mineralwasser herstellen. Viele der langbewährten Marken, die eine reiche Geschichte haben, sind wegen dieses Phänomens in den letzten 10 Jahren vom Markt verschwunden. Ich kann behaupten, dass nur die Hälfte des Wassers, das zum Verkauf angeboten wird, sehr gründlich kontrolliert wird. Und die Kontrollen begrenzen sich nur auf natürliches Mineralwasser. Der Rest von dem was auf den Markt kommt, ‚Tafelwasser‘ und ‚Quellwasser‘, wir nur oberflächlich geprüft und gilt als Trinkwasser, das man trinken kann. Mineralwasser wird täglich, wöchentlich, monatlich, quartalsmäßig, jährlich und auf viele Arten geprüft. Der Rest – nicht. Z.B. haben alle Supermärkte Eigenmarken gegründet. Ich habe allerdings keine Kenntnis darüber, dass die Supermärkte auch über Abfüllbetriebe verfügen würden. Sie füllen das Wasser unter ihrer Marke bei verschiedenen Herstellern ab und somit kommen zahlreiche unkontrollierte Tafel- und Quellwassermarken auf den Markt.“
Ein Rumäne verbraucht rund 50-55 Liter Mineralwasser im Jahr. Das entspricht der Hälfte des Verbrauchsdurchschnitts in Europa. Dennoch verfügt Rumänien über ein Riesenpotenzial, mit vielen Quellen, die noch nicht entdeckt oder ausgeschöpft wurden. Der Generalleiter der Nationalen Gesellschaft für Mineralwasser, Radu Dumitru, sagte außerdem, dass Rumänien zu einem der wichtigsten Spieler auf dem globalen Mineralwassermarkt werden kann, denn es hat das Potential, das für alle Länder Europas notwendige Mineralwasser für einen Zeitraum von 25 Jahren zu sichern.
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