Unser heutiges Ziel liegt im Südwesten Rumäniens, am Fuße der Karpaten, am Fluss Jiu (dt. Schil). Wir gelangen in die Gegend, in der am 19. Februar 1876 der Künstler zur Welt kam, der die Bildhauerei revolutioniert hat: Constantin Brâncuşi.
Laut der letzten Volkszählung hat die Gemeinde Peştişani, in der sich das Heimatsdorf des großen Bildhauers befindet, knapp über 3.700 Einwohner. Der neue Bürgermeister dieser Gemeinde, Cosmin Pigui, sagt, dass er sein Mandat durch die Durchführung mehrerer Brâncuşi-bezogener Kulturprojekte antrat. Diese, so der Bürgermeister, müssen richtig mit den Investitionen und der touristischen Förderung der Gegend kombiniert werden.
„Wenn wir Brâncuşi haben, haben wir einen sehr großen Reichtum, wenn wir bedenken, dass man in der Gemeinde Peştişani nichts getan hat. Wir sprechen in erster Linie über den Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur. Wir erfreuen uns der Unterstützung der Landkreisführung, der Parlamentarier des Landkreises Gorj. Ab diesem Jahr, denke ich, werden wir auch den Hobiţa-Park einrichten können. Auch beginnend mit diesem Jahr soll die Straße zum Constantin-Brâncuşi-Gedenkhaus asphaltiert werden. Wir planen, auch die Schule, die Brâncuşi besucht hat, das Dorf, in dem Maria Diaconescu, Constantin Brâncuşis Mutter, geboren wurde, aber auch die Gegend rundherum, die Verbindungen zu den anderen Gemeinden, den Ort, wo der Bildhauer geboren wurde und jene, wo er seine wichtigsten Werke der Menschheit und Rumänien überlassen hat, in den Vordergrund zu stellen. Darüber hinaus haben wir Unterstützung gefunden und hoffe Finanzierung für die Cioarei-Höhle in Peştişani zu finden.“
Die Cioarei-Höhle im Dorf Boroşteni, Gemeinde Peştişani, ist von großer Bedeutung. Hier wurde eine der ältesten menschlichen Siedlungen Europas entdeckt. Seit 1955 wurden hier jahrzehntelang archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Cosmin Pigui, Bürgermeister der Gemeinde Peştişani:
„Hier wurden die ältesten menschlichen Überreste Europas ausgegraben, die 120.000 Jahre alt sind. Es wurden Schmuckstücke entdeckt, die rund 50.000 Jahre alt sind. Der Neandertaler besaß Schmuckstücke und diese wurden auch in Peştişani gefunden. Es gibt noch viel zu tun und wir können etwas Besonderes für die Touristikinfrastruktur schaffen, um die Gegend in diese Richtung zu entwickeln, um Brâncuşi ins Licht zu stellen. In der nahen Zukunft möchte ich mindestens einen Campingplatz für Campingwagen einrichten. Ich habe Unterstützung von dem Kreisrat in diesem Sinne beantragt. Ich möchte die Gemeinde Peştişani, das Dorf Hobiţa auf die Karte Rumäniens setzen, damit jeder Tourist, der uns besuchen möchte, weiß, wo er alle Bedingungen findet, um sich bei uns wohlzufühlen und um die Nachbarschaft zu besuchen. Man hat auf europäische Gelder für ländliche Tourismuspensionen zugegriffen. Jetzt haben wir rund 40 Zimmer für die Unterbringung, aber in zwei, drei Jahren werden wir 100 Zimmer überschreiten.“
In Hobiţa werden Sie die Museumskundlerin Doina Pană treffen. Sie stellt den Touristen immer das Leben von Constantin Brâncuşi vor, sie erzählt beeindruckende Geschichten aus dem Leben des Bildhauers:
„In der dritten Klasse ritzte er seinen Namen mit einem Taschenmesser in die Schulbank ein. Er wurde von einem Lehrer bestraft und in einem Hühnerstall eingesperrt, wo man unter Arrest stand. Er regte sich auf, wollte nicht mehr zu dieser Schule gehen und seine Mutter musste ihn in ein anderes Dorf zur Schule bringen. Im Alter von neun blieb er ohne Vater. Am Anfang ließ er sich als Tellerwäscher bei einem kleinen Restaurant hinter dem Bahnhof einstellen. Nach zwei Jahren fand er ein größeres Restaurant, nah am Zentrum von Craiova, und ließ sich da als Kellner einstellen. Eines Abends, als er 17 war, schloss er eine Wette mit dem Besitzer und den Kunden, dass er eine Violine schnitzen kann. Er nahm eine Holzkiste, in der Marmelade war, er kochte das Holz, schnitzte die Violine und der Besitzer des Restaurants holte einen Musikanten, um das Instrument zu testen. Er spielte an der Violine und sagte, diese sei besser als seine.“
In der Stadt Târgu Jiu können Touristen das berühmte Denkmalensemble „Der Heldenweg“ besichtigen. Der Weg beginnt mit dem „Tor des Kusses“. Es ist ein Raum, wo man in eine andere Welt eintritt. Auf den Säulen des Tores kann man die Motive des Kusses betrachten, die auch als Augen gedeutet werden können. Es ist eines der wichtigsten Werke von Brâncuşi. Wenn wir auf dem Weg weitergehen, erreichen wir die „Allee der Stühle“. Diese markiert praktisch den Weg zum Tisch des Schweigens, einem Bauerntisch. Brâncuşi hat diesen aber offenbar als Tisch vor dem Kampf gesehen, den Tisch, von dem die künftigen Kämpfer und Helden in den Kampf starten. Nicht zuletzt kann man die Unendliche Säule bewundern, ein wahrhaftiges geistiges Testament des großen Künstlers. Es ist ein Heldendenkmal, genauso wie das ganze Ensemble, sagt Oana Paloş, Sprecherin des Kreisrates Gorj.
„Hier haben wir eine wichtige Touristenattraktion. Die Stadt Târgu Jiu wird durch das Denkmalensemble »Heldenweg«, durch die Werke des großen und weltberühmten Bildhauers Constantin Brâncuşi hervorgehoben. Aus touristischer Sicht wird ein City-Break-Konzept sowohl in der Stadt Târgu Jiu als auch im Landkreis Gorj angeboten. Somit kann man viele Touristenattraktionen, besonders im Unterhaltungsbereich erreichen, denn die Kulturagenda des Landkreises Gorj ist besonders gut definiert. Es gibt verschiedene Kulturveranstaltungen, wodurch der Tourismus gefördert wird. In jedem Jahresmonat können die Touristen die Schönheiten des Gorjer Landes bewundern, sie können sich der lokalen Gastronomie erfreuen und sehr schöne Augenblicke bei den Veranstaltungen verbringen, die hier jährlich organisiert werden. Z.B. sind die Sommermonate voller Folklore-Events. Ich würde das Internationale Folklorefestival erwähnen, das jeden August stattfindet. Es kommen sehr viele ausländische Gäste. Es handelt sich um ein Ereignis, das über einige Tage auf den Straßen der Stadt stattfindet. Da werden die Straßen der Stadt von der Parade der Volkstrachten aus vielen Ländern gefüllt. In den Monaten August und September hat sich das Kulturprogramm »Komm zu Brâncuşi nach Hause« sehr bewährt. Es handelt sich um ein Programm, das von Auflage zu Auflage gewachsen ist, internationalisiert wurde und großen Erfolg verzeichnet hat.“
Egal ob Sie ländliche Pensionen in der Stadt Târgu Jiu oder außerhalb bevorzugen, dürfen Sie einen Besuch zu den Gorjer Klöstern nicht versäumen. Darüber aber in einer der kommenden Ausgaben unserer Rubrik.
Deutsch von Florin Lungu
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