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Andrei Schwartz begleitet Roma über sechs Jahre für seine neue Doku

Europa Passage, der neueste Dokumentarfilm von Andrei Schwartz, wurde auf dem 16. One World Romania Festival für Dokumentarfilme und Menschenrechtsthemen gezeigt.

Andrei Schwartz begleitet Roma über sechs Jahre für seine neue Doku
Andrei Schwartz begleitet Roma über sechs Jahre für seine neue Doku

, 13.06.2023, 16:45

Der über sechs Jahre gedrehte Dokumentarfilm begleitet mehrere Roma in Rumänien, die zwischen ihrer Heimat und der deutschen Stadt pendeln müssen, in der sie versuchen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.


Andrei Schwartz kam in Bukarest auf die Welt und wanderte 1973 nach Deutschland aus, wo er die Hamburger Kunsthochschule besuchte. Auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival in Amsterdam gewann er 1997 den Joris-Ivens-Preis für Auf der Kippe, einen in Klausenburg gedrehten Dokumentarfilm über das tägliche Leben der Roma, die in der Nähe der Mülldeponie leben. Im Jahr 2015 führte Andrei Schwartz Regie bei dem Dokumentarfilm Himmelverbot, der für das One World Romania Festival ausgewählt wurde. Die Hauptfigur des Films, die wegen schweren Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, wird nach 21 Jahren Haft begnadigt. Wir sprachen mit Andrei Schwartz über seinen neuen Dokumentarfilm Europa Passage und sein Anliegen, die Geschichten von Menschen am Rande der Gesellschaft im Film festzuhalten.



Wie Sie wissen, habe ich 1997 einen anderen Film über Pata-Rât, die Müllhalde von Klausenburg, gedreht. Als ich also diese Roma sah, die in Hamburg ankamen, dachte ich, ich sehe die Figuren aus dem Dokumentarfilm, den ich damals gemacht hatte. Generell bin ich daran interessiert, die Gesellschaft von ihrem Rand aus zu betrachten, denn wenn man diese Perspektive hat, versteht man auch, was im Zentrum passiert. Dieser neue Dokumentarfilm ist nicht nur ein Film über diese Menschen, die zwischen Rumänien und Hamburg pendeln, er ist auch ein Porträt von Hamburg, natürlich über die weniger schönen Seiten der Stadt. Da ich diese Stadt, Hamburg, als meine Heimat betrachte, war ich auch daran interessiert, wie der weniger bekannte Teil der Stadt aussieht.


Um auf das Interesse an den Ausgegrenzten zurückzukommen: Ich wurde in Bukarest geboren, in der Nähe von Balta Cocioc, einer riesigen Mülldeponie, wo eine Roma-Gemeinschaft von der Müllsortierung lebte. Ich erinnere mich, dass ich als Kind auf dem Weg zur Schule mit dem Oberleitungsbus dorthin fuhr, aber ich hatte nie den Mut, in das Gebiet zu gehen, um zu sehen, was dort vor sich ging. Ich mache mir auch Sorgen um die Ausgegrenzten, denn als Jude wurden meine Verwandten, die in Ungarn lebten, in den Konzentrationslagern vernichtet, und die Vernichtung ist leider auch Teil der Geschichte der Roma. Als ich diesen Roma-Film, Auf der Kippe, uraufführte, der beim Amsterdamer Dokumentarfilmfestival, einer Art Cannes des Dokumentarfilms, einen Preis gewann, sagte man mir, ich hätte eine Lektion über die conditio humana und das Leben der Roma erteilt.


Aber ich glaube, dass es nicht nur ein Film über Roma ist, und ich beziehe mich hier auf den jüngsten Dokumentarfilm Europa Passage, sondern über Menschen, die unter sehr harten Bedingungen versuchen, einen Rest von Normalität zu retten. In Europa Passage bewahren sich diese Personen einen außergewöhnlichen Sinn für Humor, der ihnen hilft, den Kampf nicht aufzugeben. Und das ist bewundernswert. Țîrloi, eine der Hauptfiguren des Dokumentarfilms, sieht immer ein halb volles Glas. Ich wünschte, ich hätte eine ähnliche Dosis an Optimismus.



Filmkritiker Victor Morozov sagte zum Fim: Diese Menschen, die gezwungen sind, ein Leben im Ghetto zu führen, die durch Aushilfsjobs gedemütigt und von der Gesellschaft abgelehnt werden, sind das unsichtbare Gesicht einer vermeintlichen Erfolgsgeschichte der Integration in die große europäische Familie. Der Film sorgt dafür, dass diese Menschen präsent sind und einen Namen haben – Țîrloi, Maria und ihre Verwandten – und holt sie so zumindest vorübergehend aus ihrer traurigen Anonymität heraus. Als eine immer wieder nützliche Erinnerung an den wesentlichen Zweck des Dokumentarfilms: Begleitung, Zuflucht und Stärkung für Menschen in Not.“ Regisseur Andrei Schwartz über die Reaktionen, die er nach der Premiere von Europa Passage erhielt.



Interessant war, dass wir mit dem Film etwa 25 deutsche Städte erreicht haben, in denen ich auch bei den Gesprächen anwesend war. Dadurch wurde mir klar, dass die Situation, die ich in Europa Passage darstelle, nicht nur für Hamburg typisch ist, sondern dass die Situation der Roma in allen westlichen Städten und Ländern ähnlich ist. Beeindruckend war, dass die Reaktionen der Menschen, die den Film gesehen haben, positiv waren. Und diese Haltung gegenüber den Bettlern, die oft Gewissensbisse hervorruft, ist kein typisch rumänisches Problem und kein Thema, das nur mich betrifft. Aus meiner Sicht sind Menschen wie meine Figuren, Țîrloi und Maria, ein Symptom für eine entgleiste Gesellschaft, und ich glaube, dass wir diese Situation nicht lösen können, wenn wir nicht auch die anderen Probleme lösen. Es wäre nur wünschenswert, dass die Behörden einige Maßnahmen ergreifen, um das Leben dieser Menschen zu erleichtern.



Der Dokumentarfilm Europa Passage wurde gedreht von Susanne Schuele, geschnitten von Rune Schweitzer, vertont von Giacomo Goldbecker, Helge Haack, Marin Cazacu, Stefan Bück und Simon Bastian und produziert von Stefan Schubert.

Foto: f
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