Heute laden wir Sie ein, das Bukarester Dorfmuseum zu besuchen, das seit 21. Mai wieder geöffnet ist.
Mitten im Zentrum der rumänischen Hauptstadt haben Besucher die Freude, ein echtes rumänisches Dorf zu sehen, mit Gebäuden und Objekten aus dem 17. bis zum frühen 20 Jh. Repräsentative Bauernhäuser aus den ethnographischen Gebieten Rumäniens sind im Nationalen Dorfmuseum „Dimitrie Gusti“ zum neuen Leben erwacht.
Am 17. Mai wurde das Bukarester Dorfmuseum 84 Jahre alt. Mehr über die Entstehung des Museums erfahren Sie von der Generaldirektorin Paula Popoiu:
„Das ist ein ziemlich interessantes Alter, da das Bukarester Dorfmuseum das zweitälteste in Europa ist, nach dem Skansen-Museum in Schweden. Das Dorfmuseum wurde nach zehn Jahren Forschung in 600 rumänischen Dörfern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Während dieser Zeit sammelte die Soziologische Schule in Bukarest, damals unter der Leitung des Soziologen Dimitrie Gusti, ein reiches Material, das später als Grundlage für mehrere Kulturinstitutionen diente, darunter auch für dieses Museum. Nach 1946, als Dimitrie Gusti von den Kommunisten Berufsverbot erhielt, blieb das Nationale Dorfmuseum die einzige Institution, die von der Soziologischen Schule von Bukarest geschaffen worden war.“
Die Geschichte des Museums ist ziemlich turbulent. Sie begann zwischen den beiden Weltkriegen und setzte sich während der kommunistischen Zeit, nach 1947, mit dem Direktor Gheorghe Focşa fort, der in einem der Monographie-Teams unter der Leitung von Dimitrie Gusti tätig war. Mehr dazu von Paula Popoiu:
„Mit großer Diplomatie gelang es dem Direktor Gheorghe Focşa, das kommunistische Regime gewissermaßen auszutricksen, um die Ideen der Soziologischen Schule weiter zu verbreiten. Er baute das Museum nach den Entwürfen von Victor Ion Popa weiter aus und brachte zahleiche Bauernhäuser aus den rumänischen Dörfern nach Bukarest. Diese wurden in einer gewissen Anordnung errichtet, um die großen historischen Regionen Rumäniens nachzuahmen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt führte das Dorfmuseum ein Schattendasein, da es vom kommunistischen Regime nicht begünstigt wurde. Nicolae Ceauşescu hat es zum Beispiel nie besucht. Nach der Wende von 1989 setzte das Dorfmuseum sein wissenschaftliches Leben fort, entwickelte seine Sammlung weiter und, was sehr wichtig ist, gewann weiter an Ansehen.“
Gegenwärtig ist das Dorfmuseum in Bukarest das meistbesuchte Museum des Landes. Generaldirektorin Paula Popoiu:
„Letztes Jahr hatten wir 900.000 Besucher. Ab 2008 haben wir das Museum um dreieinhalb Hektar erweitert. Wir nannten diesen Bereich »Das neue Dorf« und brachten dreißig Bauernhäuser, die aus rumänischen Dörfern gerettet wurden, auf diese Fläche. Wir glauben, dass das Dorfmuseum als eine königliche Stiftung betrachtet werden kann, weil es während der Zeit, in der es gebaut wurde, von den Stiftungen des Königs Karl I. unterstützt wurde. König Karl I. besuchte das Museum viele Male und leistete moralische und materielle Beiträge zu seinem Bau. Das Dorfmuseum erstreckt sich heute über 15 Ha, hat 382 Bauernhäuser und andere Bauten, die wir als Denkmäler bezeichnen können, weil es sich um einzigartige Objekte handelt, die aus Dörfern stammen. Die Sammlungen umfassen 60.000 Ausstellungsgegenstände. Allein die Trachtensammlung umfasst über 15.000 Stücke. Außerdem haben wir über 250.000 Archivdokumente aus dem Archiv der Soziologischen Schule Bukarest, die die Forschungen des Monographien-Teams in 600 Dörfern umfassen. Wir haben Fotoglasplatten, Fotografien, Manuskripte. Deshalb sind wir hier im Dorfmuseum die Hüter eines kleinen Schatzes.“
Vor der Coronavirus-Pandemie war das Dorfmuseum vor allem im Sommer voller Touristen aus der ganzen Welt. Auf den Dorfgassen konnte man fast alle Sprachen der Erde hören, so Generaldirektorin Paula Popoiu:
„Wir haben Verträge mit vielen Tourismusunternehmen, die Hunderttausende von ausländischen Besuchern nach Rumänien bringen, und hoffentlich werden sie es wieder tun. Das geschah nicht nur, weil das Museum einen Tourismusplan hatte, sondern auch, weil das Dorfmuseum ein lebendiges Museum war. Hier konnten die Besucher die ganze Zeit Handwerker bei der Arbeit beobachten, sie erhielten Informationen über das traditionelle Rumänien, und sie konnten an Festivals, Präsentationen von traditionellen Bräuchen oder Workshops für Kinder teilnehmen. Praktisch ist die Attraktivität des Dorfmuseums auch auf die vielen Aktionen und Workshops für alle Altersgruppen zurückzuführen. Während der Zeit, als das Dorfmuseum wegen der Pandemie geschlossen war, erhielten wir viele Telefonanrufe und Meldungen auf sozialen Netzwerken, die Menschen fragten uns, wann wir das Museum wiederöffnen würden, und schickten uns ihre Liebe und Ermutigungsbotschaften. Unsere Verbindungen zum Publikum sind dauerhaft.“
Und zum Schluss eine gute Nachricht. Am 21. Mai hat das Dorfmuseum in Bukarest seine Tore wieder geöffnet. Generaldirektorin Paula Popoiu:
„Ich lade Sie herzlich ein, das Museum zu besuchen und bitte Sie, sich an die jüngsten Maßnahmen gegen die Pandemie zu halten, um sich selbst, andere Besucher und die Ausstellungsobjekte zu schützen. Informationen über alle Regelungen sind am Museumseingang zu finden. Das Museum ist nur unter strikter Einhaltung der erwähnten Regeln zu besuchen. Begegnungen mit den Kunsthandwerkern und Veranstaltungen werden leider seltener stattfinden Dies ist durch die aktuelle Gesundheitssituation bedingt, an der wir uns anpassen müssen. Ich lade Sie gerne ein, das Dorfmuseum zu besuchen, und es tut mir sehr leid, dass Sie es ruhiger als zuvor vorfinden werden.“
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