In Rumänien ist die Industrieproduktion in den ersten acht Monaten des Jahres um 7,6% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gestiegen. Das meldete unlängst das Nationale Institut für Statistik.
In Rumänien ist die Industrieproduktion in den ersten acht Monaten des Jahres um 7,6% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gestiegen. Das meldete unlängst das Nationale Institut für Statistik. Die Entwicklung ist auf das Wachstum der verarbeitenden Industrie um 9% und das der fördernden Industrie um 8% zurückzuführen. Dafür ist die Energieindustrie im gleichen Zeitraum um 0,9% zurückgegangen. Allerdings spiegelt sich der Anstieg volkswirtschaftlicher Kennzahlen nicht im gleichen Maße in einer spürbaren Verbesserung der Lebensstandards wider. Wirtschaftsexperte Constantin Rudniţchi erklärt das Phänomen:
„Die Privatwirtschaft entwickelt sich nach wie vor nicht, wie wir uns das vorstellen oder nicht entsprechend der Entwicklung makroökonomischer Parameter. Das heißt, dass das oft angesprochene Wirtschaftswachstum nicht unbedingt auf den privaten Bereich übertragen wird. Die Wirtschaft befindet sich in einer widersprüchlichen Situation, das belegen die Zahlen. Es gibt im staatlichen Bereich mehr Stabilität und manchmal sind die Lohnerhöhungen auf diesen Bereich zurückzuführen und weniger auf den privaten Sektor. Das zeigt, dass die Realwirtschaft noch nicht richtig funktioniert, jene volkswirtschaftlichen Anstiege finden sich nicht in der Realwirtschaft wieder, viele Branchen sind nach wie vor betroffen, die Geschäfte haben darunter zu leiden, entweder sie stagnieren oder sie steigen zu langsam. Und deshalb gehen die Unternehmer ganz vorsichtig mit den Gehältern um. Auch wenn die Industrie als ganze in Rumänien immerhin 30% des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, sind nur bestimmte Bereiche der Industrie leistungsstark, und darüber hinaus gelingt es nur bestimmten Unternehmen, ihre Leistungsziele zu erreichen, sprich zu wachsen. Das sind vor allem die exportierenden Unternehmen und in zweiter Linie die Firmen, die sich intern auf große Absatzmärkte verlassen können – damit meine ich die Erdölkonzerne, den Erdölvertrieb, die Erdgasproduzenten, also den Energiesektor. Diese Wirtschaftsbereiche sind recht gut definiert und dort ist das Wachstum konkret zu spüren, eventuell auch ein Anstieg der Gehälter. Die Erfolge der entsprechenden Unternehmen lassen sich wenigstens teilweise auf die Arbeitnehmer übertragen. Leider ist das aber nicht überall in allen Branchen der rumänischen Wirtschaft zu spüren. Aus diesem Grund ist es so schwer für den Verbraucher, das Wirtschaftswachstum in der eigenen Tasche zu spüren.“
Am besten lässt sich der Puls der rumänischen Industrie bei Gesprächen mit Vertretern wichtiger Unternehmen messen. Das Kombinat Azomureş in Târgu Mureş, Rumäniens größter Hersteller von chemischen Düngemitteln, hat derzeit Investitionen in Höhe von knapp 200 Millionen Euro geplant. Dadurch sollen die Ammoniak- und Feinstaubemissionen erheblich reduziert werden, damit bis Ende des kommenden Jahres die europäischen Umwelt-Standards erfüllt sind. Ferner will das Unternehmen in die Erweiterung der Produktionskapazitäten und energiesparende Maßnahmen investieren, wie Geschäftsführer Mihai Aniţei eröffnet:
„Praktisch wird nur ein ganz kleiner Bereich der Harnstoff-Fabrik übrig bleiben, die Technologie wird ganz ausgetauscht. Wir haben noch weitere Investitionen geplant: Die Arbeiten an der Kläranlage sind bereits am Laufen. Theoretisch wird es in fünf Jahren ein völlig neues Azomureş geben. Dank dieser Investitionen werden wir die Emissionen technologisch reduzieren und die geforderten Grenzwerte einhalten. Wir erhöhen unsere Produktionskapazitäten und reduzieren den Gaskonsum. Die Fabrik wird am Ende also viel effizienter sein.“
Oana Guşatu vertritt die Bukarester Firma Vulcan, die auf industrielle Anlagen spezialisiert ist. Sie fragten wir ebenfalls nach der Entwicklung der Umsatzzahlen:
„Unser Geschäft läuft gut, wir haben Kunden in ganz Europa, wir liefern auch in arabische Länder und sogar nach Südamerika. Also hat Vulcan praktisch seine Erzeugnisse in die ganze Welt exportiert.“
Silviu Harabu ist der Vertreter der Gesellschaft Faur in Bukarest:
„In bestimmten Bereichen läuft das Geschäft, könnte man sagen, in anderen wiederum gibt es Rückgänge, aber wir suchen andere Nischen. Das, weil wir auf die Schwerindustrie spezialisiert sind, und wenn es in einem Sektor nicht sonderlich gut lief, versuchten wir uns in eine andere Richtung zu orientieren. Wir haben zum Beispiel in den letzten zwei Jahren sehr viele Ausrüstungsgegenstände oder Bestandteile für die Energieindustrie und insbesondere für die Wasserkraftbetriebe produziert. Die meisten Produkte davon wurden exportiert. Nach wie vor sind unsere Absatzmärkte in Europa zu finden, Deutschland, Österreich, Frankreich, die Schweiz, und das wär‘s auch schon. Außerhalb von Europa exportieren wir weniger. Wir haben eine Partnerschaft mit Ägypten aus der Vergangenheit, da geht es um die Ausführung von Bestand- und Ersatzteilen für Lokomotiven. Und in der Türkei haben wir unterschiedliche Produkte für Wasserkraftbetriebe hergestellt, allerdings durch eine österreichische Drittfirma.“
Das Wirtschaftswachstum Rumäniens wird sich laut Wirtschaftsexperten auch 2014 auf die Industrie und vor allem die Exporte stützen. Zumal die Landwirtschaft höchstens die Erträge vom vergangenen Jahr erreichen wird. Obwohl die Wachstumsprognose für dieses Jahr unter der Zahl von 2013 liegt, würde ein Ergebnis von 2,5% eine gute Leistung darstellen, erklären die meisten Ökonomen. Dies vor dem Hintergrund sehr niedriger Wachstumsraten in den meisten europäischen Staaten.
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