Moldau wählt Zukunft: Proeuropäische Mehrheit entscheidet
Die Parlamentswahlen im September in der Republik Moldau galten als entscheidender Test für die Zukunft des Landes: Bleibt der Kurs klar proeuropäisch – oder folgt eine Rückkehr in den Einflussbereich Russlands? Das Ergebnis war eindeutig.
Corina Cristea und Alex Sterescu, 10.10.2025, 16:58
Die Republik Moldau hat gewählt – und sich für Europa entschieden. Die proeuropäische Partei Aktion und Solidarität (PAS) von Präsidentin Maia Sandu hat mehr als die Hälfte der Parlamentssitze gewonnen – ein historisches Ergebnis. Damit rückt das Land näher an die Europäische Union heran. Brüssel erwartet nun die Fortsetzung der Reformen: eine unabhängige Justiz, entschlossene Korruptionsbekämpfung und die Modernisierung der Verwaltung.
Sorin Ioniță, Experte für öffentliche Politik, spricht von einer zukunftsweisenden Wahl.
„Der europäische Weg war immer schwierig, und auch diesmal kann man kein konkretes Datum versprechen – auch wenn oft von 2030 die Rede ist. Aber das Entscheidende ist: Der Weg kann weitergehen. Die Regierung hat nun eine stabile Perspektive für mindestens vier Jahre. Jede andere Wahl hätte Moldaus europäischen Kurs blockiert. Wir haben aus dem Westbalkan gelernt: Wenn man das Zeitfenster verpasst, kommt der Zug nicht so schnell wieder. Moldova hat also die beste aller möglichen Ausgangslagen – aber einfach wird es nicht.“
Leicht wird es tatsächlich nicht. Im Land selbst warnt die Opposition vor den sozialen und wirtschaftlichen Kosten einer EU-Integration und versucht, Ängste in der Bevölkerung zu mobilisieren. Gleichzeitig hält Russland an seiner Einflusszone in Transnistrien fest – und nutzt Desinformation als Waffe.
Rufin Zamfir, Experte für strategische Kommunikation, erklärt, wer besonders anfällig dafür ist.
„Zunächst muss man verstehen, wo die Schwachstellen der moldauischen Gesellschaft liegen – und wie Russland sie ausnutzt. Es gibt eine verarmte Schicht, die kaum Zugang zu Information oder Wohlstand hat. Die Kluft zwischen Chișinău und dem Rest des Landes ist der Kanal, durch den Propaganda eindringt. Diese Ungleichheiten müssen als Erstes angegangen werden.
Und gleichzeitig sollte die EU-Agenda so gestaltet werden, dass die ersten Reformen spürbare Vorteile für die Bevölkerung bringen. Nur so lässt sich Vertrauen gewinnen. Denn Russland wird nicht aufhören, und die Kräfte, die seine Agenda im Land unterstützen, werden weiter versuchen, die demokratische Ordnung zu untergraben.“
Tatsächlich war das Wahlergebnis für Moskau ein herber Rückschlag, wie Rufin Zamfir weiß.
„Man darf nicht vergessen, wie verzweifelt Russland auf einen Sieg in Moldau gehofft hat – um ihn im eigenen Land als Erfolg zu verkaufen. Der Aufwand, den Moskau betrieben hat, um das Ergebnis zu beeinflussen, war enorm – finanziell und politisch. Aber all das ist an der Widerstandskraft der moldauischen Wähler gescheitert.
Das wird Russland nicht davon abhalten, weiter zu versuchen, Moldau von seinem europäischen Weg abzubringen und es zurück in seine Einflusssphäre zu ziehen.“
Beobachter in Chișinău rechnen deshalb mit neuen Versuchen, die politische und soziale Stabilität des Landes zu stören – um die Reformen zu verlangsamen und Unzufriedenheit mit der proeuropäischen Regierung zu schüren. In Brüssel, Bukarest und Kiew wurde der Wahlsieg der proeuropäischen Kräfte dagegen als klare Niederlage Russlands gefeiert – und als Signal, dass Moskaus Einfluss in Osteuropa weiter zurückgedrängt wird.