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Rumäniens großer Exodus: Warum das Land seine klügsten Köpfe verliert

Die rumänische Migration zählt zu den stärksten sozialen Bewegungen Europas. Seit Jahrzehnten verlassen Millionen Menschen das Land – aus wirtschaftlichen, politischen oder sozialen Gründen. Heute lebt fast ein Viertel der rumänischen Bevölkerung im Ausland. Was bedeutet das für ein Land, das ohnehin mit demografischem Rückgang kämpft? Und welche Lösungen gibt es?

sursă foto: facebook.com/p/Institutul-de-Politici-pentru-Migratie
sursă foto: facebook.com/p/Institutul-de-Politici-pentru-Migratie

und , 21.11.2025, 16:00

Fast 5,7 Millionen Rumäninnen und Rumänen – leben heute im Ausland. Das zeigt der Migrationsbericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2024. Rumänien gehört damit zu den Ländern mit der größten Diaspora weltweit. Diese Mobilität hat das Land tiefgreifend verändert: wirtschaftlich, sozial und kulturell.

In den 1970er- und 1980er-Jahren flohen viele aus politischen Gründen. Nach dem Sturz des Kommunismus folgte ein massiver wirtschaftlicher Exodus. In den 1990ern gingen vor allem Facharbeiter – in Bau, Landwirtschaft, Dienstleistungen. Doch seit rund zwanzig Jahren hat sich das Profil deutlich verändert: Immer öfter verlassen Ärzte, Ingenieure, Forscher, IT-Spezialisten oder Studierende das Land. Rumänien ist zu einem Exporteur von Arbeitskraft – und von Kompetenz – geworden.

Warum? Viele nennen niedrige Löhne, fehlende Chancen, Korruption oder Bürokratie. Andere suchen schlicht ein stabileres, vorhersehbareres Leben. Die Folgen sind überall sichtbar: In Regionen wie der Moldau, Oltenien oder Teilen Siebenbürgens ist die Zahl der Erwerbstätigen dramatisch gesunken. Unternehmen finden kaum noch Personal. Der Staat holt inzwischen zehntausende Arbeitskräfte aus Asien ins Land.

Der Verlust qualifizierter Menschen – der sogenannte „brain drain“ – ist inzwischen eine der größten Sorgen. Das bestätigt auch Cristian David, Gründer und Präsident des Instituts für Migrationspolitik.

Der Brain Drain ist real – und er betrifft nicht nur Rumänien. Er ist ein regionales Phänomen und kaum aufzuhalten. Er zeigt vor allem die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Staaten. Länder, die massiv in Forschung und Innovation investieren, ziehen Talente aus aller Welt an – nicht nur aus Rumänien. Silicon Valley ist das beste Beispiel. Die Besten gehen dorthin, und sie werden es leider auch weiterhin tun.

Rumänien altert, und der Mangel an Fachkräften wird zu einem strukturellen Risiko für die gesamte Wirtschaft. Um gegenzusteuern, brauche das Land massive Investitionen in Forschung, Innovation und moderne Technologien, sagt David. Ebenso wichtig: faire Bezahlung, moderne Infrastruktur und ein funktionierender Staat. Ob Menschen aus der Diaspora zurückkehren, sei am Ende eine persönliche Entscheidung – aber sie hänge stark von Bedingungen in Justiz, Gesundheitssystem, Bildung und Arbeitsmarkt ab.

Ein Vorschlag seines Instituts: ein gezieltes Rückkehr- und Gründungsprogramm für Rumänen im Ausland. Konkret sollen Auswanderer, die Wissen und Kapital gesammelt haben, eigene Unternehmen in Rumänien aufbauen können. Partner dabei ist die Plattform ROUNIT.

Der rumänische Staat muss Rückkehrern einen einfachen Zugang zu Finanzierung geben, damit sie kleine Unternehmen gründen können. Viele Rumänen, die in Italien erfolgreich waren, könnten zu erfolgreichen Unternehmern in der Heimat werden. Sie sollten nicht zurückkommen, um Angestellte zu sein – sondern um Arbeitgeber zu werden. Wir wollen eine neue Generation von Unternehmern aus der Diaspora, die mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zurückkehrt.

Und tatsächlich: Immer mehr Rückkehrer gründen Firmen – von kleinen Familienbetrieben bis zu IT-Start-ups – und bringen neue Ideen und eine andere Mentalität ins Land.

Eine weitere Strategie des Instituts: Gemeinden stärker einbinden. Besonders auf dem Land könnten Kommunen Rückkehrern Grundstücke für Wohnhäuser zur Verfügung stellen. Ziel ist es, das zunehmende Ungleichgewicht zwischen jungen und älteren Generationen abzubremsen. Denn die rumänische Diaspora ist längst ein globales Netzwerk. In Italien, Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich, den USA oder Kanada gibt es starke, gut organisierte Gemeinschaften – mit Vereinen, Kulturzentren, rumänischen Schulen oder Medienangeboten.

Doch trotz der wirtschaftlichen Vorteile – jährlich schicken Auslandsrumänen Milliarden Euro zurück – bleibt die zentrale Herausforderung bestehen: Die Entvölkerung Rumäniens kann durch Geld allein nicht aufgefangen werden.

Rumänien sucht also Wege, seine Talente zu halten – und verloren geglaubte Köpfe zurückzugewinnen. Ob das gelingt, hängt nicht nur von politischen Programmen ab, sondern vor allem davon, wie attraktiv das Leben im eigenen Land wird.

Foto: pixabay.com
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