Rumänien unterstützt Handelsgespräche mit den USA
Die rumänische Politik hofft, dass sich der Handelskonflikt zwischen den USA und Europa nicht weiter zuspitzt. Auch aus der Finanzwelt kommen bedenkliche Töne.
Bogdan Matei und Sorin Georgescu, 09.04.2025, 14:29
Der rumänische Interimspräsident Ilie Bolojan bekräftigte, dass Rumänien die Fortsetzung der von der Europäischen Union begonnenen Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten unterstützt. Ziel sei es, eine Lösung zu finden, die die Auswirkungen erhöhter Zolltarife auf die Weltwirtschaft begrenzt. Laut Bolojan würden sogenannte Gegenmaßnahmen der EU lediglich zur Eskalation des Handelsstreits beitragen und sie könnten schlimmstenfalls eine Rezession auslösen – auch in der heimischen Wirtschaft.
„Die Reaktionen großer Märkte verschärfen die Lage nur weiter. In einem solchen Szenario würden Vergeltungsmaßnahmen der EU zu steigenden Kosten der Eskalation führen – was sich in weiterer Inflation, sinkender Kaufkraft und dem Risiko einer wirtschaftlichen Rezession äußern könnte.“
Derzeit gehen Einschätzungen davon aus, dass Rumänien nur in begrenztem Maße betroffen sein wird, da das Exportvolumen in die Vereinigten Staaten vergleichsweise gering ist. Allerdings räumte Bolojan ein, dass rumänische Unternehmen, die in die USA exportieren, durch höhere Zölle an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Besonders betroffen seien dabei Produkte aus Aluminium, Erzeugnisse der Pharmaindustrie sowie Bauteile, die Stahl und Aluminium enthalten.
Ein größeres Problem sieht der Präsident in den Folgen für den Handel zwischen den USA und der EU insgesamt. Beide gelten als größte Wirtschaftsräume weltweit, wobei die Vereinigten Staaten der wichtigste Handelspartner der Union sind. Dadurch könnten auch rumänische Firmen in Mitleidenschaft gezogen werden, vor allem solche, die in europäische Lieferketten eingebunden sind. Allein Deutschland – Rumäniens bedeutendster Handelspartner – trägt etwa ein Drittel der EU-Exporte in die Vereinigten Staaten.
Auch der Präsident der Bukarester Börse, Radu Hanga, äußerte sich gegenüber Radio Rumänien. Er erklärte, dass der Rückgang der Aktienkurse in Rumänien – rund 6 % in den letzten Tagen – deutlich moderater ausfällt als in Westeuropa oder Fernost, wo Verluste von 10 bis 15 Prozent verzeichnet wurden.
Etwa 400 rumänische Unternehmen sind an der Börse in Bukarest gelistet. Ihre Bedeutung werde in einer autarker werdenden Welt zunehmen, so Hanga, da Länder verstärkt versuchen würden, ihre Bedürfnisse an Gütern und Dienstleistungen lokal zu decken.