Rumänien ist nach wie vor an mehreren Energieprojekten mit den Nachbarländern, sprich an dem Bau von Gas- und Stromleitungen beteiligt.
Rumänien ist nach wie vor an mehreren Energieprojekten mit den Nachbarländern, sprich an dem Bau von Gas- und Stromleitungen beteiligt. Das auch nachdem die Pläne über den Bau der Nabucco-Pipeline im Sommer 2012 wegen ungenügenden Gaslieferanten aufgegeben wurden. Die Erdgasleitung sollte die EU mit den kaspischen Erdgasvorkommen verbinden und über die Türkei, Bulgarien und Ungarn nach Österreich führen.
2010 wurden die Grundlagen für den Bau einer aus rumänischer Sicht wichtigen Erdgaspipeline gelegt: Der sogenannte AGRI-Interkonnektor vernetzt die drei Länder, deren Anfangsbuchstaben das Akronym bilden, Aserbaidschan, Georgien und Rumänien, mit Ungarn. Am 14 September 2010 unterzeichneten die Staats- und Regierungschefs der beteiligten Staaten die „Erklärung von Baku“, eine Absichtserklärung zur politischen Unterstützung des Projekts.
Dabei handelt es sich in erster Phase um den Transport von aserbaidschanischem Erdgas nach Georgien und dem Bau eines Terminals zur Verflüssigung des Gases in dem Land. Danach würde das Flüssiggas über das Schwarze Meer nach Rumänien befördert und dort in einem weiteren Terminal wieder in den gasförmigen Zustand gebracht werden. Schließlich sollte das Gas über rumänische Leitungen nach Ungarn und Mitteleuropa befördert werden.
Nicht nur der AGRI-Interkonnektor, sondern auch weitere Energieprojekte könnten in relativ absehbarer Zeit abgeschlossen werden, hofft Rumäniens Energie- und KMU-Minister Andrei Gerea.
„Rumänien ist offensichtlich direkt daran interessiert, dass einige extrem wichtige Projekte ins Rollen kommen. Und zwar hätten wir einmal den vertikalen Korridor bzw. den sogenannten Ostsee-Ägäis-Korridor, durch den Erdgas aus der Region um das Ägäische Meer nach Rumänien fließen würde, Erdgas, das nach Griechenland geliefert wurde. Wir haben ferner mit Freude zur Kenntnis genommen, dass eine extrem wichtige Trasse auf die gemeinsame Prioritätenliste gesetzt wurde: eine Erdgasleitung zwischen dem Schwarzen Meer und Arad. Praktisch können wir die Hälfte dieser extrem wichtigen Pipeline als Nabucco West bezeichnen. All diese Projekte haben eine relativ zeitnahe Frist für den Abschluss der Arbeiten, und zwar 2019-2020. Wir hoffen, dass wir sehr schnell vorankommen, zumal wir uns in diesem Fall und im Vorfeld auch mit den Vertretern aus Bulgarien, Griechenland und Ungarn getroffen haben, also mit den interessierten Ländern.“
In fünf Jahren könnte man laut Schätzungen der rumänischen Regierung mit der Gewinnung von Erdgas aus dem Schwarzen Meer beginnen. Das würde die Abhängigkeit von den Importen aus Russland beseitigen, erklärt Energieminister Andrei Gerea:
„Als erstes muss gesagt werden, dass Rumänien eine sehr niedrige Abhängigkeit aufweist, die vor allem in den Wintermonaten und an extrem kalten Tagen zum Vorschein kommt, weil an diesen Tagen ein technisches Problem auftritt. Rumänien verfügt über solide Erdgas-Reserven, allerdings kann man unter einer einzigen Bedingung darauf zurückgreifen: Im nationalen Transportnetz muss genügend Druck vorhanden sein. Also müssen wir in erster Linie in ein System von Kompressoren investieren, mit dem der Druck im Gasnetz erhöht werden kann. Gleichzeitig müssen wir aber neue Lieferquellen erschließen. Wir wollen schließlich auch das AGRI-Projekt zu einem guten Ende führen, bei dem es um die Versorgung mit Flüssiggas aus Aserbaidschan geht. Rumänien ist zum Exporteur von elektrischer Energie geworden, ebenso wollen wir auch Erdgas exportieren. Und jene 10%, die die Abhängigkeit von Gasprom bedeuten, also von den Importen russischen Erdgases, können sehr leicht beseitigt werden, und zwar wenn die Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer erschlossen sind.“
Und das sei nicht alles, erklärt der Energieminister Andrei Gerea. Rumänien könnte sogar für eine höhere Energie-Sicherheit in der Region sorgen.
„Wir sind Lieferanten elektrischer Energie, zwar kein bedeutender Lieferant würde ich sagen, aber wir haben bereits die ersten Schritte unternommen, wir arbeiten weiterhin an den Interkonnektoren zu den Nachbarländern, und, Schritt für Schritt, bauen wir auch diese Anschlüsse im Erdgasbereich, was uns am Ende zum Gaslieferanten macht. Wahrscheinlich wird Rumänien in diesem Zeitfenster von 5-7 Jahren tatsächlich zu einem wichtigen Energie-Knotenpunkt avancieren und gleichzeitig ein Stabilitätsfaktor werden.“
Indes hat Rumänien Anfang März die ersten Erdgas-Exporte in die Moldau getätigt, durch die neue Pipeline zwischen Iaşi und Ungheni, die im August vergangenen Jahres eingeweiht worden war. In diesem Jahr soll die Moldau über eine Million Kubikmeter Erdgas aus Rumänien importieren. Der Verkaufspreis beträgt 255 US-Dollar pro Tausend Kubikmetern. Aus Russland kauft die Moldau dieselbe Menge Erdgas zum Preis von 332 US-Dollar.
Zurzeit liefen Verhandlungen mit ausländischen Partnern über die Erweiterung der Pipeline Iaşi - Ungheni bis in die Hauptstadt Chişinău, kündigte der moldauische Premierminister Chiril Gaburici an. Das würde den Energiebedarf der Moldau fast vollständig decken.
„Wir führen bereits Gespräche über die Leitung Ungheni - Chişinău, die uns ermöglichen würde, das rumänische Erdgas in alle Landesteile zu liefern und damit einen lauteren Wettbewerb auf dem moldauischen Gasmarkt zu schaffen.“
In die Verlängerung der Erdgasleitung bis nach Chişinău müssten über 60 Millionen Euro investiert werden, davon würden 10 Millionen von der EU zur Verfügung gestellt werden. Die Pipeline soll eine Gesamtkapazität von 1,5 Milliarden Kubikmetern pro Jahr erreichen und damit den Gesamtkonsum der Moldau überschreiten.
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