Der südrumänische Landkreis Argeș und die Kreishauptstadt Pitești zählten bislang nicht unbedingt zu den Klassikern im rumänischen Fremdenverkehr. Doch die lokalen Behörden setzen mit Investitionen auf ein verbessertes Tourismusangebot.
Der Landkreisrat Argeș hat unlängst eine Touristenkarte herausgegeben, mit der unterschiedliche Sehenswürdigkeiten des Landkreises zu ermäßigten Preisen besichtigt werden können. Die „Argeș Tourist Card“ kann auch online erworben werden und die Behörden wollen damit auch diese zentral-südrumänische Region des Landes bekannt machen, die nicht auf den klassischen Routen des Massentourismus liegt.
Wir beginnen unserer Reise in der Landkreishauptstadt Pitești, die auch kein klassisches Touristenziel ist. Im Kommunismus als Industriestadt aus dem Boden gestampft, war sie für die lange Hauptstraße bekannt, auf der man an öden Funktionalbauten vorbei die Stadt meistens nur durchquerte. Doch das habe sich geändert, die Stadt entwickle sich und biete nun auch Freizeitmöglichkeiten, sagt Adrian Dumitru Bughiu, Vizepräsident des Landkreisrates Argeș:
„Die Stadt Pitești befindet sich in einer kontinuierlichen Entwicklung, sie expandiert sowohl horizontal als auch vertikal, und unter diesem Gesichtspunkt sind auch die Gebäude wichtig, die sportlichen oder kulturellen Aktivitäten gewidmet sind. In unserer Stadt gibt es mehrere Museen, ein Theater, mehrere Freizeitzentren, mehrere Schwimmbäder und einen Zoo. All dies kann meiner Meinung nach ein Anreiz für Menschen aus dem In- und Ausland sein, die uns besuchen wollen. Die Tatsache, dass es im Kreis Argeș keinen Flughafen gibt, ist nicht unbedingt ein Hindernis, da Pitești zwischen zwei großen Städten mit Flughäfen liegt: Bukarest und Craiova. “
Hat man mehrere Tage zur Verfügung, ist es ratsam, von Pitești aus in den gebirgigen Norden des Landkreises zu fahren, sagt weiterhin Adrian Dumitru Bughiu:
„Natürlich zieht es diejenigen, die nach Pitești kommen, in der Regel in den nördlichen Teil des Kreises, denn der Kreis Argeș ist auch für die wahrscheinlich schönste Bergstraße Europas, die Transfogarascher Hochstraße, bekannt. Doch bevor wir zu den Hügeln und dann zu den Bergen kommen, ist auch die Strecke interessant. Wir können in Curtea de Argeș anhalten, wo sich auch die königliche Nekropole befindet, in der die Könige Rumäniens bestattet sind. Es ist ein Kloster mit starker historischer, aber auch touristischer Bedeutung. Es ist kein Zufall, dass wir vom Landkreisrat in diesem Jahr mehrere touristische Routen gefördert haben, die alle in der Stadt Pitești beginnen. Wir haben Routen geplant, um die Holzkirchen im Kreis Argeș bekannt zu machen, sowie eine Route der traditionellen rumänischen Gastronomie. Die Einzelheiten dieser Wanderwege sind auch auf der Website des Landkreisrates zu finden, die monatlich aktualisiert wird.“
Die Transfogarascher Hochstraße ist die spektakulärste Gebirgstraße Rumäniens und zählt in internationalen Rankings zu den beeindruckendsten Hochstraßen der Welt. Sie durchquert das Fogarascher Gebirge auf einer Länge von 90 Kilometern und verfügt über 27 Brücken und Viadukte sowie den längsten Bergtunnel Rumäniens, der in der Länge 887 Meter misst. In der Nähe des Bâlea-Sees wird seit 2005 auf einer Höhe von 2.034 Metern jeden Winter das einzige Eishotel Rumäniens errichtet. Das Kloster Curtea de Argeș, das auf unserem Weg zur Transfogarascher Hochstraße liegt, wurde zwischen 1512 und 1517 errichtet.
Der Landkreisrat will mehr Touristen anziehen und plant eine Professionalisierung des Reise-Angebots, sagt der stellvertretende Vorsitzende Adrian Dumitru Bughiu:
„Ich darf ankündigen, dass wir ab dem 1. Januar 2023 in Zusammenarbeit mit einigen privaten Partnern ein Medienportal eröffnen werden, das sich ganz und gar dem Tourismus in unserem Landkreis widmet und den Namen »Argeș Guide« trägt. Alle Interessierten finden hier nicht nur punktuelle Informationen zu bestimmten Veranstaltungen, sondern auch aktuelle Informationen zu Verkehr, Wetter und so weiter. Wir versuchen, die Tourismusförderung zu professionalisieren, und wir hoffen, dass wir von Jahr zu Jahr einen zunehmenden Fremdenverkehr erleben werden. Wir haben einige international anerkannte Reiseziele. Wir haben ein wirklich attraktives Berggebiet für Wintersportler, und es gibt auch ein Projekt für eine neue Skipiste im Gebiet der Ortschaft Molivișu. Den Winterurlaub mit Weihnachten und Silvester kann man bei Gastgebern im Kreis Argeș sicherlich in einem wunderbaren Rahmen verbringen, insbesondere im nördlichen Teil, wo Traditionen noch großgeschrieben werden.“
Doch auch Kulturliebhaber sollen auf ihren Geschmack kommen – der Landkreisrat will mit europäischer Finanzierung einige Highlights des kulturellen Lebens restaurieren und sie damit für das breite Publikum attraktiver machen. Adrian Dumitru Bughiu, Vizepräsident des Landkreisrates Argeș:
„Wir haben mehrere Projekte am Laufen, die über europäische Fonds für die Entwicklung von Infrastruktur zur Unterstützung des Tourismus finanziert werden. Im Moment kann ich zum Beispiel die Restaurierung der Kunstgalerie »Rudolf Schweitzer-Cumpăna« erwähnen. Das ist ein sehr neues Projekt, das sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Ausführung befindet. Es handelt sich um eine Galerie in unmittelbarer Nähe des Rathauses von Pitești, die Werke von großer Bedeutung beherbergen und sicherlich ein Anziehungspunkt für Touristen sein wird. Parallel dazu läuft ein weiteres Projekt, das mit europäischen Mitteln finanziert wird und die Restaurierung des Landkreismuseums von Grund auf zum Ziel hat. In der Tat geht es um die Konsolidierung, den Schutz und die Aufwertung des kulturellen Erbes. Wir arbeiten auch an der Erhaltung und Konsolidierung der Festung Poenari. Sie liegt am Ausgangspunkt der Transfogarascher Hochstraße, es handelt sich um eine Festung von großer historischer Bedeutung und mit großem touristischen Potential. Im nächsten Jahr hoffen wir, die Festung Poenari für Besucher wiedereröffnen zu können, denn im Laufe der Jahre hat sie sich als wahrer Touristenmagnet erwiesen.“
Die Festung Poenari ist ein historisches Denkmal aus dem 14. Jahrhundert, das auf einem Berggipfel in 400 Metern Höhe über dem Tal liegt. Um Zugang zu erhalten, mussten die Touristen früher eine Betontreppe mit 1480 Stufen erklimmen. Mit dem laufenden Restaurierungsprojekt ist auch der Bau einer Seilbahn geplant.
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